Arbeiten an einer besseren Welt
Schiersteiner Pfadfinderinnen feierten ihr 40. Jubiläum mit Erinnerungen und Ausblicken.
„40 Jahre Pfadfinderinnenarbeit in Schierstein“ feierte der PSG-Stamm Thomas Morus am vergangenen Wochenende mit vielen aktiven und ehemaligen Pfadfinderinnen sowie Eltern und Jubelgästen. Höhepunkt war der Festgottesdienst am Sonntag in der Jurtenburg auf dem Stammesgelände, in dessen Rahmen auch Annerose Sterzel als neue geistliche Begleiterin in ihr Amt eingeführt und von der Stammesleiterin Luca Felde im Leitungsteam begrüßt wurde.
„Wegweisendes...“ lautete das Thema, und in Anlehnung an „Utopia“, die 500 Jahre alte Gesellschaft-Utopie des Stammespatrons, des englischen Staatsmannes und Humanisten Thomas Morus, entwarfen die Pfadfinderinnen Ideen für Handlungsweisen, die für die heutige Zeit und jede einzelne die Möglichkeit bieten, an Wegen in eine Gesellschaft zu arbeiten, in der jeder Mensch glücklich leben kann.
Was sie bereits in den letzten vier Jahrzenten dafür getan hatten, daran erinnerte die Stammesmitgründerin Elisabeth Kessels: So habe der Stamm schon zum Ende der 1970er Jahre Altpapiersammlungen durchgeführt, als noch niemand an Mülltrennung dachte. Treffen mit Pfadfinderinnen aus aller Welt ermöglichten über die Jahrzehnte Einblicke in andere Kulturen.
Zu Kanada, Japan, Finnland und Norwegen bestanden Kontakte, besonders eng ist die Verbindung allerdings zum Pfadfinderinnenverband aus Rwanda (AGR). Derzeit arbeiten beide Verbände an einem Projekt über „Wasserrecht“: Dazu gehören gegenseitige Besuche, erzählt die Stammesleiterin Luca Felde (18), aber auch zum Beispiel, „dass wir mit unseren Mädchen erarbeiten, wie viel Wasser wir durch unseren Lebensstil verbrauchen, und wo wir Wasser sparen können.“ Es sei für die Mädchen beeindruckend, zu hören, wie viel beschwerlicher es ist, in dem zentralafrikanischen Land an Wasser zu kommen. Vor wenigen Tagen erst ist sie mit ihrer Mit-Leiterin Sinah Vogel von einem Besuch in Rwanda zurückgekehrt. Sie hätten dort Pfadi-Stämme besucht, bekannte Pfadfinderinnen wiedergetroffen, viel gelernt über das Leben der rwandischen Schwestern, und „ihnen Wassertonnen übergeben, um Regenwasser zu sammeln. Wir haben auch gemeinsam Wasserfilter gebaut, durch die man Wasser genießbar machen kann“. So wurde einmal mehr deutlich, dass alle Pfadfinderinnen Teil eines weltumspannenden Netzwerkes sind, in dem jede füreinander da sein kann.
Der Samstag war reserviert gewesen für die Schiersteiner Pfadfinderinnen selbst: Beim Wiedersehen fielen sich alte Freundinnen teils nach Jahrzehnten wieder in die Arme und blätterten begeistert in den alten Stammeschroniken, in denen zahlreiche Lager und Aktionen in Wort und Bild festgehalten sind.
Mit einem herzlichen Dank und Applaus war am Nachmittag auch die alte Stammesleiterin Vanessa Geropp verabschiedet worden, deren Verdienste und Engagement Luca Felde würdigte. Während eines Geländespiels schließlich waren pfadfinderische Fähigkeiten und Wissen über die Stammesgeschichte gefragt, und mit Knotenkünsten und Hintergrundinformationen schlugen sich alle altersgemischten Teams erfolgreich bis zum Schatz durch. Und das abendliche Lagerfeuer geriet zu einer bunten Zeitreise, in der sich, bei Stockbrot und Tschai, bis weit in die Nacht alte Pfadi-Geschichten mit Jux-Liedern von heute abwechselten und für ein Wunschkonzert auch das vierzig Jahre alte Stammesliederbuch wieder zu Ehren kam.
Die Pfadfinderinnenschaft St. Georg (PSG), arbeitet bewusst in reinen Mädchengruppen, damit Mädchen und Frauen ihre eigenen Fähigkeiten erkennen und ausbilden können, ungeachtet gesellschaftlicher Rollenfestschreibungen. Der PSG-Stamm Thomas Morus in Schierstein freut sich über interessierte und abenteuerlustige Mädchen, die gerne Pfadfinderinnen werden möchten. Die Gruppenstunden finden statt in „Toms Hütte“, an der Ecke Heinrich-Zille-Straße/Schönaustraße.
Anfragen beantwortet Luca Felde gerne unter der Telefonnummer 0157 / 33 77 56 85.
Weitere Infos gibt es über die Homepage www.psg-wiesbaden.com
Jutta Kalbhenn