Olivenbaum (Olea europaea L.)
Es ist November. Ein herbstliches Kleid legt sich über den Bibelgarten. Alle Früchte sind geerntet und der Garten bereitet sich auf dem Winter vor. Nur der Olivenbaum trägt noch stolz seine Früchte.
Stolz kann er auch sein. Im Buch der Richter wird die sog. Jotam-Fabel erzählt .
Die Bäume wolllen ihren König krönen und wählen den Olivenbaum (Ri 9,8) dazu aus.
Das Öl der Oliven gilt nicht nur als Symbol der Freude (Ps 45,8: Gott hat dich gesalbt mit dem Öl der Freude) sondern auch als Friedenssymbol, nachdem eine von Noah aus der Arche ausgesandte Taube mit einem Olivenzweig im Schnabel zurückkommt, der das Ende der Sintflut anzeigt und Frieden verheißt (Gen 8,11).
Von größter Bedeutung ist der Ölbaum im biblischen Palästina. Olivenöl galt in Palästina weniger als Nahrungsmittel; es hatte vielfältigen anderen Nutzen, z.B. als Brennmaterial für Öllampen, als Gabe, die Gott im Tempel dargebracht wurde, als Salböl für Könige und Priester oder als Medizin, um Wunden zu heilen. Schließlich ist noch das Holz des Olivenbaums zu erwähnen; es eignet sich sehr gut für Möbelbau und Schnitzarbeiten. Der Olivenbaum trägt den größten Ertrag zwischen dem vierzigsten und dem fünfzigsten Standjahr. Ölbäume werden sehr alt; im Garten Getsemane stehen sogar weit über 1000 Jahre alte Olivenbäume.
Gabriele Socher-Schulz
Was bleibt
Maria Sassin
Den ganzen Sommer gesungen und musiziert,
von Blüte zu Blüte gehüpft, anders gewesen als die Nachbarn,
die emsigfleißigen Ameisen.
Kein Korn in die Scheune gebracht, als faul beschimpft, verlacht,
doch gesammelt mit großem Fleiß die laue Luft, sanfte Sonnenstrahlen,
zarte Düfte und Farben über Farben.
Es wintert, kalt geht der Wind, das Leben will sich neigen.
Einmal noch auf einer Rose sitzen, die letzten Blätter dankbar sehen,
einen Hauch Blütenduft spüren, die Spuren des Sommers hüten
in der Schatzkammer der Erinnerung als Nahrung für einen langen Winter –
egal, was die Ameisen sagen.