Mit guten Angeboten Eltern stärken
In der Arbeit der Familienbildungsstätten bildet sich der rasche gesellschaftliche Wandel ab: So lautet das Resümee von Marlene Wynands (60), die nach zwölfeinhalb Jahren die Leitung der Katholischen Familienbildungsstätte Wiesbaden (FBS) abgibt. Junge Eltern stünden zunehmend unter großem Druck, Berufstätigkeit und Familienleben unter einen Hut zu bringen. Mehr denn je gelte es daher, Mütter und Väter in ihrer Erziehungskompetenz zu unterstützen. Seit 2009 hat die Theologin die Einrichtung, die für die Landeshauptstadt und die Bezirke Rheingau und Untertaunus zuständig ist, geleitet. Jetzt freue sie sich auf direkten Kontakt zu Menschen vor Ort und habe „viel Lust auf Seelsorge“. Ab Januar ist Wynands als Pastoralreferentin in der Pfarrei St. Martin Idsteiner Land tätig. Die Leitungsposition der FBS wird zeitnah neu besetzt werden.
Den Bindungsaufbau zwischen Eltern und Kindern mit guten Angeboten zu fördern, war der Mutter zweier erwachsener Kinder eine Herzenssache. Wenn das gelingt, hat es lebenslang Auswirkungen, ist sie überzeugt. Kinder, die in frühen Jahren ein gutes Urvertrauen aufbauen könnten, seien auch später für krisenhafte und konfliktträchtige Situationen gerüstet und würden grundsätzlich gut und gestärkt durchs Leben gehen. Da Wiesbaden eine sehr heterogene Stadt sei, mit vielen wohlhabenden Bevölkerungsgruppen und gleichzeitig einer hohen Armutsquote, sei ein zielgruppengerechtes Programm entwickelt worden.
Dahin gehen, wo die Menschen sind, ist dabei nach ihren Worten zunehmend zur Leitlinie geworden. So ist die Familienbildungsstätte unter anderem für elf Pekip-Kurse - einem Angebot zur Entwicklungsbegleitung für Mütter und Väter während des ersten Lebensjahres ihres Kindes - in Stadtteilen mit besonderer Bedarfslage verantwortlich. Dieses Angebot findet in Kooperation mit dem Amt für soziale Arbeit der Landeshauptstadt statt und wird von ihr gefördert. Dazu kommen dezentrale Angebote in katholischen Kindertagesstätten und Familienzentren. Im Rahmen der Flüchtlingskrise haben sozialräumliche Projekte an Bedeutung gewonnen. Zusammen mit der Pfarrei St. Bonifatius werden zum Beispiel zwei Cafés für geflüchtete Menschen mit verantwortet.
Ablesbar sind die gesellschaftlichen Veränderungen auch an der Nachfrage nach den Eltern-Kind-Gruppen. „Die geht massiv zurück“, sagt Wynands, da viele Kinder ab dem ersten Geburtstag in Kindertagesstätten betreut würden und beide Elternteile berufstätig seien. „Wir sehen dort aber zunehmend Großeltern mit Enkelkindern.“ Auf der anderen Seite boomten Online-Angebote wie die Elternkurse „Kess-erziehen“. Weiterhin nachgefragt seien auch spezielle Kurse für Paare, um die Kommunikation zu verbessern, und die Beziehung im Familienstress zu stärken.
Anliegen des ganzen Teams sei es, allen Menschen mit großer Offenheit und Herzlichkeit zu begegnen und so die Katholische Familienbildungsstätte als „Ort kirchlichen Lebens“ erfahrbar zu machen. Sie gehe bereichert und „sehr erfüllt“ aus dieser Arbeit.
Zum Programm der FBS geht es hier.