Alles im Leben hat seine Zeit
Liebe Besucherinnen und Besucher unserer Pfarrei-Homepage,
im Alten Testament (Prediger 3, 1-11) findet sich eine Stelle, die auf die Vergänglichkeit in unserem menschlichen Leben abzielt und die ich Ihnen in Auszügen vorstellen möchte:
Alles hat seine Zeit
Und jegliches Vornehmen
Unter dem Himmel seine Stunde
Geboren werden hat seine Zeit,
und Sterben hat seine Zeit,
Pflanzen hat seine Zeit,
und Gepflanztes ausreißen hat seine Zeit
Weinen hat seine Zeit, und Lachen hat seine Zeit,
klagen hat seine Zeit, und Tanzen hat seine Zeit
und, und, und …
Warum schreibe ich ihnen diese Zeilen heute?
Ich möchte die obigen Zeilen sinngemäß ergänzen:
Eine Gemeinde zu leiten hat seine Zeit,
und auch diese Leitung abzugeben hat seine Zeit.
Nach über 35- jähriger ehrenamtlicher Tätigkeit für die Pfarrei St. Klara, später für den Kirchort St. Klara in den unterschiedlichsten Funktionen werde ich zum Jahresende meine ehrenamtliche Tätigkeit für die Kirchortgemeinde St. Klara beenden. Auf Ebene der Pfarrei St. Peter und Paul habe ich dies bereits im letzten Jahr getan.
In diesen langen Jahren war ich zuerst als einfacher Chorsänger, dann als Vorsitzender des Festausschusses, Ortsausschuss-Vorsitzender, PGR-Mitglied und später dessen Vorsitzender – auch auf Ebene der Groß-Pfarrei – Vorsitzender des Fördervereins für Kirchenmusik, Wort-Gottes-Feier-Beauftragter, Lektor und Kommunionhelfer, Redakteur des KKK (ich habe ca. 50 Ausgaben gestaltet), Artikelschreiber für die Homepage der Pfarrei (das waren gefühlt wohl unzählige) und in den letzten sechs Jahren als vom kanonischen Pfarrer der Pfarrei eingesetzter ehrenamtlicher Gemeindeleiter mit einem breiten Aufgabenfeld tätig. Diese Tätigkeit hat mir immer sehr viel Freude bereitet, wenngleich sie oft anstrengend und zeitintensiv war. Ich habe mich in dieser Funktion immer als ersten Diener der Gemeinde begriffen, nicht als deren „Herrscher“. Ich hoffe, dass dieser Eindruck von Ihnen allen geteilt werden kann.
Das Bistum Limburg kennt als alleiniges Modell der Gemeindeleitung die Leitung im Team und begrenzt die Dauer für ein Team auf längstens 6 Jahre. Wenngleich mich das Bistum als Solo-Gemeindeleiter (eine reine Pfarrei-Lösung) nie anerkannt, geschweige denn meine Arbeit in irgendeiner Form wertgeschätzt hat, möchte ich mich an diese vorgegebene Amtszeit-Begrenzung halten. Und der Topf, aus dem ich in den letzten Jahren die notwendige Selbstmotivation geschöpft habe, ist mittlerweile leer.
Ich habe vor wenigen Tagen das 75. Lebensjahr vollendet und wünsche mir nach einem erfüllten und arbeitsreichen Berufsleben und nach dem Rentenbeginn einer ebenso arbeitsreichen ehrenamtlichen Betätigungsphase nun mehr Zeit für meine Familie (meine Enkel sind z.T. schon im Teeny-Alter und ich habe sie wenig dabei begleiten können) und meine Hobbies. Meine liebe Frau Christa, die mich all die Jahre mit viel Verständnis, konstruktiver Kritik und Eigeninitiative in Kirchenangelegenheiten begleitet und maßgeblich unterstützt hat, freut sich auch auf eine etwas ruhigere Zeit, in der wir alleiniger Herrscher über unseren Terminkalender sein wollen.
Ich bedanke mich bei Allen für das mir entgegengebrachte Vertrauen. Dank auch an Alle, die mich in all den Jahren bei meiner Tätigkeit unterstützt und begleitet und die mit im Weinberg des Herren hervorragende Arbeit geleistet haben. Ohne Ihrer aller Unterstützung wäre dies nicht möglich gewesen und St. Klara stünde nicht dort, wo es heute steht – eine lebendige, aktive Kirchortgemeinde. Sollte ich Jemanden in der langen Zeit gekränkt oder nicht ausreichend gewürdigt haben, so bitte ich hier nachträglich um Verzeihung.
Mir ist es leider nicht gelungen, eine Nachfolge in der Funktion der ehrenamtlichen Gemeindeleitung zu finden. Die Mitglieder des Ortsausschusses von St. Klara werden Teilgebiete meiner bisherigen Aufgaben übernehmen und das Gemeindeleben von St. Klara weiter gestalten.
Bei allen Besuchern unserer Homepage, den Lesern meiner Beiträge, den Mitgliedern der Pfarrei St. Peter und Paul und allen Gemeindemitgliedern sowohl der katholischen Kirchortgemeinde St. Klara als auch der unserer evangelischen Schwestergemeinde – die Ökumene war mir immer ein Herzensanliegen – verabschiede ich mich ganz herzlich. Bleiben Sie gesund und Ihrem Glauben treu.
Ich werde am Sonntag, den 02. Februar um 11:00 Uhr im Gottesdienst in St. Klara verabschiedet. Zu diesem Gottesdienst und einem anschließenden Gläschen Sekt lade ich Sie alle ganz herzlich ein.
Ihr
Wolfgang Rollig