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Ausstellung über Russlanddeutsche in St. Klara

Ausstellung in St. Klara
Ausstellung über Russlanddeutsche in St. Klara
Ausstellung über Russlanddeutsche in St. Klara

Schon gewusst?

Wie Deutsche nach Russland kamen

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts herrschte in Deutschland nach dem 7-jährigen Krieg vielfach Not. Viele nachgeborene Söhne von Bauern konnten wegen des Erbrechts den elterlichen Hof nicht übernehmen, vielen Handwerksgesellen war wegen der strengen Zunftordnung der Aufstieg zum Meister verbaut.

So fiel die Einladung der Zarin Katarina II im Jahr 1763 nach Russland auszuwandern, in Deutschland auf fruchtbaren Boden.
Katarina wollte mit dieser Aktion durch den Zuzug tüchtiger deutscher Bauern und Handwerker den Aufschwung  ihres noch in der Leibeigenschaft verharrenden Landes fördern.

Als Anreize sicherte sie u.a. unentgeltliches Land, Steuerfreiheit für 30 Jahre, Befreiung vom Militärdienst, Gewerbefreiheit, freie Religionsausübung, kulturelle Autonomie und kommunale Selbstverwaltung „auf ewige Zeiten“ zu. Die 1764 – 1767 vor allem auch aus Hessen nach Russland auswandernden Deutschen siedelten auf beiden Seiten der unteren Wolga, die zweite Welle von 1804 – 1824 ging in das Schwarzmeergebiet. Im 19. Jahrhundert siedelten Deutsche auch in Wolhynien (nordwestlich von Lemberg).

Die Siedler gründeten deutsche Kolonien mit deutscher Sprache, deutschen Kirchen und Schulen und eigener Selbstverwaltung. Dank des Fleißes und der Tüchtigkeit entstand dort ein beträchtlicher Wohlstand. Die Deutschen in Russland hatten zu dieser Zeit einen erheblichen Anteil an der wirtschaftlichen Entwicklung Russlands. 

Die tragische Geschichte der Deutschen in Russland

Die von Zarin Katarina auf „ewige Zeiten“ eingeräumten Privilegien überdauerten nicht einmal hundert Jahre. Nachfolgende Zaren (Alexander II und III) hoben die Steuerfreiheit auf, verboten die deutsche Sprache in den Schulen, führten den Militärdienst ein.

Im ersten Weltkrieg wurden 300.000 Deutsche in die Zaren-Armee eingezogen, zu Hause unterlagen die Russlanddeutschen schwersten Repressalien, die Wolhynien-Deutschen wurden nach Sibirien deportiert. In der Stalin-Zeit verschärften sich die Repressalien weiter und gipfelten in den Jahren 1936-38 im großen Terror der stalinistischen Säuberungen, der die Volksgruppe hart traf.

Zur Katastrophe steigerte sich der Überfall Hitlers auf Russland im Jahr 1941. Die Russlanddeutschen wurden unter härtesten Bedingungen von der Wolga nach Kasachstan, Kirgisien und nach Sibirien deportiert, wo vor allem Jugendliche, Männer und Frauen von 1941 – 1946 härteste Zwangsarbeit leisten mussten. Sie waren hinter Stacheldraht in Zwangsarbeitslagern oder Sondersiedlungen untergebracht. Viele Familien waren für lange Jahre getrennt. Nach einem Beschluss des Obersten Sowjets aus 1948 sollten die in diese fernen Regionen ausgewiesenen Deutschen „auf ewig“ dort bleiben und kein Recht auf Rückkehr in die alten Siedlungsgebiete haben.
Erst 1955 verbesserte sich die Situation nach dem Besuch von Bundeskanzler Adenauer in Moskau langsam, wenngleich die Schikanen weiterbestanden.

So ist es nicht verwunderlich, dass ein Großteil der Deutschen Volksgruppe die Gelegenheit wahrnahm, nach Öffnung der Grenzen ab dem Jahr 1987 verstärkt in den Westen in die Heimat ihrer Vorfahren zu gehen. Insgesamt kamen bis zum Jahr 2012 2.357 Tausend Menschen aus Russland zu uns.

Text: Wolfgang Rollig

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