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Christus ist auferstanden! Er ist wahrhaft auferstanden!

Christus ist auferstanden! Er ist wahrhaft auferstanden!
Christus ist auferstanden! Er ist wahrhaft auferstanden!
Kreuz an der Schönstatt-Kapelle auf dem Freudenberg in Schierstein. © Juliane Schaad

Liebe Schwestern und Brüder, nach der Karfreitagsliturgie besuche ich schon seit vielen Jahren in Königstein-Falkenstein eine Freundin namens Magdalena, um mit ihr Tee zu trinken. Vielleicht liegt es an diesem biblischen Vornamen, dass wir gestern auch über die beiden Frauen sprachen, Maria Magdalena und die andere Maria, die sich auf den Weg machten, um nach dem Grab Jesu zu schauen. Wir waren uns einig, dass die Osternacht die „Nacht der Frauen“ ist. Zwei Anhängerinnen Jesu waren es, die entdeckten, dass das Grab leer war. Sie waren es, denen Gott als ersten die Botschaft von der Auferstehung anvertraut hat. Maria Magdalena wird daher auch ganz zu recht „Apostelin der Apostel“ genannt.

Liebe Schwestern und Brüder, aber das Evangelium, das wir in der Osternacht hören, hatte keine nachhaltige Bedeutung erlangt. Wichtig war und ist der Ostersonntag. Das Evangelium, das immer am Ostersonntag verlesen wird, das ist das eigentliche Osterevangelium. Da laufen nämlich Petrus und der Jünger, den Jesus liebte, zum Grab. Da sehen die beiden Männer, dass das Grab leer ist. Und das war entscheidend.
Die Aussage von Frauen war zurzeit Jesu völlig belanglos. Sie konnten noch nicht einmal vor Gericht als Zeuginnen auftreten. Ihre Aussage galt als Geschwätz. Allein das Zeugnis von zwei Männern hatte entscheidende Gültigkeit.
Die römisch-katholische Christenheit hat diese Tradition brav weitergetragen. Als Erstzeuge für die Auferstehung wurde stets Petrus genannt. Dass Gott in der Osternacht zuallererst den Frauen die Botschaft der Auferstehung anvertraut hatte, das nahm man nur am Rande zur Kenntnis. Das lässt sich natürlich aus der Zeit heraus erklären. Das war ja damals überall so. Frauen erging es überall nicht anders. Überall herrschten patriarchalische Strukturen. Kein Wunder also, dass die sich auch in der Geschichte der christlichen Kirchen wiederfinden.
Und das gilt bis heute. In vielen Ländern dieser Erde haben Frauen weniger Bedeutung als Männer: im Iran, in Afghanistan, in Saudi Arabien. Glücklicherweise hat sich da besonders im letzten Jahrhundert viel getan. [...]

Auch wenn wir in unserer Gesellschaft das Ziel in der Frauenfrage noch lange nicht erreicht haben, auch wenn man bei uns nicht davon sprechen kann, dass Frauen in den relevanten Bereichen den Männern gegenüber wirklich gleichberechtigt sind, so ist unsere Gesellschaft doch immerhin inzwischen auf dem richtigen Weg sehr weit vorangeschritten. Und sie hat dabei altehrwürdige Institutionen - wie z.B. die römisch-katholische Kirche - weit hinter sich gelassen. Ich muss es leider sagen: Kaum eine gesellschaftlich relevante Gruppe hat in diesem Land ein Frauenbild, das als so veraltet und daneben gilt, wie das der römisch-katholischen Kirche. Das lässt sich auch nicht durch noch so schöne Worte wegreden.

Die Oberen der römisch-katholischen Kirche werden nicht müde, bei jeder Gelegenheit darauf hinzuweisen, dass sie nicht die Vollmacht haben, Frauen zu weihen. Denn Gott berufe nur Männer zu Priestern. Aber wo steht das denn? Man beruft sich dabei auf keinen Geringeren als Jesu von Nazareth. Er habe schließlich nur Männer berufen. Gut, das ist sicher richtig. Es waren vermutlich alles dunkelhaarige, bärtige und beschnittene Fischer, Kleingewerbebetreibende etc., mit - heute würde man sagen - arabischem Aussehen, keiner von ihnen dürfte blond gewesen sein und alle waren ausnahmslos Juden. Jesus hat niemals jemanden berufen, der nicht Jude war. Aber darum gehe es nicht. Das sei nicht so wichtig. Jesus war ein Mann und deshalb könne auch nur ein Mann stellvertretend für ihn am Altar stehen. Ich habe nur noch nie davon gehört, dass Gott in Jesus Mann geworden ist. Er ist doch Mensch geworden! Und kann es nicht sein, dass er damals einfach Menschen berufen hat, Menschen wie Petrus und Jakobus - und Maria Magdalena?
Kann es sein, dass wir von Anfang an nicht wirklich das umgesetzt haben, was Gott eigentlich will? Ist das wirklich so unvorstellbar?
Die ersten Menschen, denen Gott die Botschaft von der Auferstehung anvertraut hat, das waren Frauen. Zumindest heute sollte das uns allen - und den Verantwortlichen in unserer Kirche zu denken geben. Denn: Offenbart sich der Heilige Geist nur den Mitarbeitern in der Vatikanstadt? Durchweht der Geist des Herrn nicht vielmehr die ganze Welt? Atmet er nicht auch in uns? Durchdringt und belebt uns? Erfüllt uns und schafft uns neu?
Und „Christus schreitet durch die Zeit in seiner Kirche Pilgerkleid, Gott lobend: Halleluja!“
Amen.

Knud Schmitt
Pfarrer, Leitung
Tel.:0611 / 8904390

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