»Die Umarmung des heiligen Bernhard«
So heißt unser Bild auf der Titelseite. Der spanische Maler Francisco Ribalta hat das Gemälde um 1625 fertiggestellt. Heute hängt es im Prado in Madrid. Bei mir hängt es auch im Büro.
Ich liebe dieses Bild, denn es drückt die Zärtlichkeit Jesu – und damit Gottes – mit uns Menschen aus. Ich kann es auch auf mich beziehen. Jesus umarmt mich in diesem Bild. Ich kann mich an die Stelle des heiligen Bernhard versetzen, und es ist gerade der gekreuzigte Heiland, der sich herab beugt und mich liebvoll umarmt und aufrichtet. Vor diesem Bild kann ich beten. Vor diesem Bild kann ich glauben, dass Gott mich aufrichten will und dass der verwundete Arzt (Jesus) in meinen Verwundungen zu mir hält. Das ist die Botschaft für mich – in diesem Bild.
Ich habe das Motiv der Umarmung zum ersten Mal vor vielen Jahren im Kloster Marienstatt in meiner Heimat – im Westerwald gesehen. Am Eingang des Klostergebäudes ist eine große Marmorstatue mit diesem Motiv der Umarmung. Die hat mich schon damals, vor 40 Jahren, berührt. Christus hat noch am Kreuz die Kraft zu mir hinabzusteigen und mich zu trösten. Oder auch anders herum: er tröstet mich, weil ich in ihm die Solidartiät Gottes erkenne. Er ist der Mitleidende – der sympathische (sympathein – griechisch: mitleiden) Gottmensch. Vor diesem Bild kann ich beten und Kraft finden. Ich kann mich mit Bernhard identifizieren und auf einen Gott zählen, der nicht auf mich herabsieht, sondern mir auf die Beine hilft, mich aufrichtet – selbst noch vom Kreuz aus.
Bischof Kamphaus hat einmal gesagt: „Das Kreuz ist das Beste am ganzen Christentum“ – ja das stimmt: Wieviel Menschen haben schon in wievielen Nächten Rosenkranzkreuze in der Hand gehalten und gebetet, während ihre Tränen in die Kissen flossen. Wieviele Menschen haben schon Stunden vor den tausenden von Kreuzen in unseren Kirchen gekniet und ihr Leiden Gott im Stillen gesagt und in der Betrachtung Trost gefunden. „Das Kreuz ist das Beste am ganzen Christentum,„ weil es uns aufrichten will und sagt: Es gibt Hoffnung in allem Leiden. Es gibt die Begleitung und Umarmung Gottes, es gibt die Kraft, es gibt den Halt im Heiland Jesus Christus.
Ihr Diakon Uwe Groß