Der Kirchort St. Klara hatte für Gründonnerstag zu seiner traditionellen Tischmesse eingeladen und es kamen in diesem Jahr noch mehr Besucher als 2023 – auch aus anderen Kirchorten der Pfarrei und sogar aus den Nachbarpfarreien St. Bonifatius und St. Birgid. Die vorbereiteten 72 Plätze reichten nicht, doch schnell waren noch 3 Tische gestellt und eingedeckt.
Seit Jahren schon stellt das Liturgieteam von St. Klara diesen besonderen Gottesdienst unter eine Thematik, die „unter den Nägeln brennt“. So war es vor zwei Jahren das Wasser, das wir alle brauchen. In diesem Jahr toben zwei furchtbare Kriege, in der Ukraine und in Gaza.
Gemeindeleiter Dr. Rollig hob in seiner Ansprache hervor, dass wir als Deutsche und auch als Christen den Israelis und den Palästinensern nicht vorschreiben können, was sie zu tun hätten, um einen dauerhaften Frieden zu erreichen. Wir als Christen können nur um Frieden und um eine dauerhafte Lösung des Konflikts beten. Aber worum konkret sollen wir beten? Dieser Frage ging Dr. Rollig auf den Grund, indem er versuchte sich vorzustellen, wie Jesus heute handeln würde:
Zu Lebzeiten Jesu herrschte in Palästina eine zu heute vergleichbare Situation. In der Zeit des Jüdischen Exils im Alten Testament hatten nämlich fremde Völker das Land der Israeliten besiedelt. Als dann die Juden aus dem Exil zurückkamen, versuchten die „Zugezogenen“, die Samariter genannt wurden, die Wiederherstellung des Jüdischen Reiches zu verhindern; eine über 700 Jahre währende Zeit der Spannungen folgte bis zu Zeiten Jesu. Jesus ließ sich jedoch nicht in dieses Spannungsgeflecht einbinden. Die Evangelien berichteten, dass er auf die Samariter freundlich zuging, sie heilte und sogar als Beispiel für richtiges menschliches Verhalten den Juden vor Augen führte. Er unterschied sich damit ganz deutlich von den traditionellen, strenggläubigen Juden, z.B. den Pharisäern.
Heute herrscht in Palästina eine vergleichbare Situation: Nachdem die Römer die Juden in den Jahren 70 und 120 n.Chr. vertrieben hatten, besiedelten in den fast 2.000 Jahren die unterschiedlichsten Ethnien das Land. Dieses Völkergemisch, das nach im letzten Jahrhundert durch einwandernde Araber aus den Nachbarländern verstärkt wurde, nennt sich heute „Palästinenser“, die hier z.T. schon hunderte von Jahren heimisch sind. Diesen entgegen stehen die Juden, die ab Ende des 19. Jahrhunderts das Land ihrer biblischen Verheißung wieder besiedelten und 1948 einen eigenen Staat gründeten – Israel. Hier stehen sich zwei Bevölkerungsgruppen derzeit scheinbar unversöhnlich gegenüber. Frieden kann es aber auf Dauer nur geben, wenn diese fundamentalen Interessengegensätze zwischen den Kontrahenten abgebaut werden. Hier kann das Handeln Jesu vielleicht ein Fingerzeig zu einer Lösung darstellen.
Um diesen langfristigen Frieden und auch um den Frieden in der Ukraine wurde in den Fürbitten gebetet.
Die Messfeier, die von Pater Joy sehr feierlich zelebriert wurde, umrahmte die Flötengruppe Flauto dolce unter der Leitung von Käthe Küter mit der „Messe für den Gründonnerstag“ von Anton Bruckner.
Nachdem der Altar abgeräumt und das Allerheiligste vom Tabernakel in die Sakristei überführt worden war, spielten die Flöten den „Abendsegen“ von Mendelssohn als Abschluss des Gottesdienstes.
Danach wurden hurtig Käse, Brot, Trauben und Wein serviert und es begannen an den vollbesetzten Tischen lebhafte Gespräche – ein Zusammenkommen der Gemeinde auch mit den Gästen.
