Am 13. April 1975 weihte Bischof Dr. Wilhelm Kempf persönlich das Gemeindezentrum der jungen Pfarrei St. Klara in Wiesbaden-Klarenthal ein.
Der 13. April 2025 war der Palmsonntag – wegen der Karwoche und Ostern feierte die Kirchortgemeinde das 50. Weihejubiläum etwas zeitversetzt am 27. April.
Zu dem feierlichen und sehr gut besuchten Festgottesdienst konnte Pater Joy nicht nur die Gemeinde von St. Klara begrüßen, sondern auch ganz herzlich die evangelische Schwestergemeinde, die ebenso wie der Kreis der „Ehemaligen“ zahlenmäßig stark vertreten war. Die starke evangelische Beteiligung zeigte, wie der Vorsitzende des Kirchenvorstands Detlef Grohmann in seinen Grußworten zum Ausdruck brachte, die über 50 jährige enge ökumenische Verbundenheit beider Gemeinden, die sich wahrscheinlich noch in diesem Jahr in eine ökumenische Wohngemeinschaft steigert, dann, wenn die Gemeinde St. Klara in das evangelische Zentrum mit einzieht und dadurch das ökumenische Gemeindezentrum entsteht.

In den Fürbitten gedachte Pater Joy besonders der Verstorbenen, die das Zentrum geplant, gebaut, belebt und in ihm gearbeitet hatten.
Dir Flötengruppe unter der Leitung von Frau Küter überbrachte im Gottesdienst einen musikalischen Glückwunsch zum Jubiläum.
Die Festansprache hielt der frühere langjährige ehrenamtliche Gemeindeleiter Dr. Rollig. Er ging dabei nicht auf die Vorgeschichte des Baus oder die Architektur des Zentrums ein – hier verwies er auf das neue Buch von Frau Dr. Husemann über die Wiesbadener Kirchen und auf den am Vortag im Wiesbadener Kurier erschienenen historischen Artikel von Dr. Faber.
Das Zentrum besteht aus Stein, Beton, Glas und Holz, alles tote Materie. Es wird erst zum Gemeindezentrum, wenn sich darin Menschen treffen, Gottesdienste feiern, lachen, schunkeln, fröhlich sind. Deshalb stellte Dr. Rollig die Menschen von St. Klara, die das Zentrum belebt haben, in den Mittelpunkt seiner Ansprache, mit ihren Erwartungen, Gefühlen, Erfolgen aber auch Enttäuschungen und Frust.
Er berichtete von der freudigen Aufbruchstimmung vor und nach dem Bau, von den aus heutiger Sicht immer noch sehr modernen Zielen, die mit dem neuen Gemeindezentrum verbunden wurden, von den Erfolgen in der Gemeindearbeit in den ersten Jahren. Immerhin umfasste St. Klara damals 4.500 Seelen, die allerdings der Bevölkerungsentwicklung in Klarenthal geschuldet innerhalb der ersten 10 Jahre schon auf 3.500 zurückgingen. Heute sind es geschätzt 1.500, die Gottesdienst-Besucherzahlen haben sich nach Corona halbiert, auch bei den nichtsakralen Veranstaltungen gingen die Teilnehmerzahlen deutlich zurück.
Ein besonderes Augenmerk richtete Dr. Rollig auf die Konzepte und Planungen, um den Bestand des Zentrums auch in schwierigen Zeiten sicherzustellen. Die damalige Generation der Verantwortlichen in St. Klara glaubte, durch eine wirtschaftliche Unabhängigkeit (Mieterträge aus den Arztpraxen) den baulichen Erhalt des Gebäudes zu gewährleisten.
Der ersten Anlauf des Bistums „Sparen und Erneuern“ Anfang der 2000-Jahre, kirchliche Grundstücke in den Pfarreien abzubauen, konnte noch abgewehrt werden, unter „Opferung“ von Teilen des Untergeschosses für die Erweiterung der Kita. Die Hoffnung, nun für die Zukunft sicher zu sein, erwies sich allerdings als Trugschluss.
Die Enttäuschung der Gemeinde war riesig, als bekannt wurde, dass in der aktuellen Sparaktion des Bistums „KIS Kirchliche Immobilien-Strategie“ das Gemeindezentrum veräußert werden soll. Dr. Rollig berichtete über die Arbeit der damaligen Auswahlkommission, der er als PGR-Vorsitzender angehörte, aber seinerzeit zum Stillschweigen verpflichtet worden war. Da er als „Einzelkämpfer“ die sich in dem Gremium abzeichnende Verkaufsentscheidung nicht verhindern konnte, habe er seine Energie auf eine Alternativlösung konzentriert, die das Weiterbestehen der Kirchortgemeinde auch nach Verlust ihres Gebäudes sicherstellt. So entstand die Idee des ökumenischen Gemeindezentrums.
Deutliche Kritik übte er an der derzeit gezeigten Vorgehensweise beim Verkauf des Zentrums. Die Betroffenen wurden weder in die Verhandlungen einbezogen noch erhielten sie ausreichende Informationen. Man sei auf Gerüchte angewiesen, man wisse nicht, wann die Gemeinde ausziehen muss und was sie mitnehmen kann. So sei keine Planung möglich.
Über den geäußerten Frust hinaus gibt es jedoch Hoffnung. Die Gemeinde wird voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte in freundliche Räume im evangelischen Zentrum einziehen und dort gleichberechtigt und auf Augenhöhe mit den evangelischen Schwestern ihre Arbeit fortsetzen und ihre Gottesdienste feiern können nach dem schon vor 50 Jahren in der Festschrift enthaltenen Grundsatz:“ Nichts getrennt unternehmen, was gemeinsam getan werden kann“.
Frau Herz und Frau Giacca hatten aus alten Dokumenten und Bildern eine interessante Ausstellung über die 50 Jahre Gemeindezentrum zusammengestellt, die im Anbau gezeigt wurde. „Weißt du noch…“war ein vielfach vernommener Satzanfang.
Da es das letzte Jubiläum und auch das letzte größere Fest sein wird, das in St. Klara gefeiert werden kann, ließ es der Festausschuss nach dem Gottesdienst noch einmal „so richtig krachen“. Nach einem Sektempfang schmeckte das Gyros mit Tsatsiki und Krautsalat und/oder die „Nackerten“ mit verschiedenen Salaten besonders gut, auch die Rote Grütze als Nachtisch.
Die bewährten Kuchenbäckerinnen von St. Klara hatten ein beeindruckendes Kuchenbuffet gezaubert, so dass auch alle süßen Gelüste hinreichend befriedigt werden konnten.
Insgesamt ein freudiges Fest, allerdings mit einem deutlich traurigen Beigeschmack.
