Zu Beginn eines jeden Gottesdienstes, wenn der Priester und die Liturgiehelfer von der Sakristei in die Kirche eintreten, erklingt ein Glockenzeichen. Zu Beginn eines jeden Gottesdienstes? Nein, am Gründonnerstag war es anders. Die ca. 70 Besucher der Tischmesse vernahmen ein ungewohntes Geräusch, die knatternden Töne einer Ratsche. Auch zur Wandlung blieb die gewohnte Schelle stumm und die Ratsche trat in Aktion.
Das Ratschen und Klappern in der Karwoche ist ein alter Brauch aus dem Fuldaer Land. Dr. Rollig hatte seine von seinem Vater vor über 60 Jahren für ihn gebaute Ratsche, mit der die Jungen des Dorfes am Karfreitag und Karsamstag durchs Dorf ziehen, um das Geläut der Glocken zu ersetzen, mitgebracht, die in diesem Gottesdienst auch hier die Glocke ersetzte.
Pater Joy zelebrierte die Messe zur Erinnerung an das letzte Abendmahl, das Jesus mit seinen Jüngern am Pesach-Fest feierte. Und in die Messfeier waren die Besucher stärker eingebunden als bei einer sonstigen Messe: Sie saßen an 6 sternförmig auf den Altar zulaufenden, festlich gedeckten Tafeln. Zur Gabenbereitung brachten die Liturgiehelfer von jedem Tisch eine Schale mit einer großen Hostie zum Altar, zusammen mit drei Krügen mit Wein. Die Helfer brachen zur Kommunion die Hostien und reichten sie den Besuchern an ihren Tischen. Ebenso wurde der konsekrierte Wein eingeschenkt und dann gemeinsam kommuniziert.
Die Messe gestalteten musikalisch Oliver Weckbacher an der Orgel und die Flötengruppe unter der Leitung von Käthe Küter, die die Messe für Gründonnerstag von Anton Bruckner aufführte. Nach der Überführung des Allerheiligsten in die Sakristei schloss der Abendsegen von Mendelssohn-Bartholdy- intoniert von der Flötengruppe - diese eindrucksvolle Messfeier ab. Pater Joy, der sich zuvor bei allen Mitwirkenden bedankt hatte, betonte, dass diese wunderbare Tradition der Tischmesse unbedingt erhalten werden müsse und dass er bereit wäre, auch nächstes Jahr wieder daran mitzuwirken.
Fleißige Helferinnen und Helfer brachten dann zur anschließenden Agape-Feier Fladenbrot, Käse und Trauben auf die Tische sowie Rotwein in die Gläser und es entwickelten sich viele interessante Gespräche - auch über die Kirchortgrenzen hinaus. Die Gemeinde pflegte die Gemeinschaft, so, wie es eine christliche Gemeinde als eine ihrer Kernkompetenzen tun sollte.
