Der Gedenktag der Heiligen Klara ist der 11. August, weil sie am 11. August 1253 in St. Damiano in Assisi verstorben ist. Seit mehreren Jahren feiert die Kirchortgemeinde St. Klara ihre Namenspatronin an diesem Tag respektive am nächst darauf folgenden Sonntag.
So war es auch dieses Jahr. Zu dem von Pater Joy zelebrierten Festgottesdienst waren viele Gemeindemitglieder gekommen, wohl im Bewusstsein, dass es das letzte Patronatsfest sein wird, das man in der angestammten, der heiligen Klara geweihten eigenen Kirche feiern kann.
Dr. Rollig hatte in den letzten drei Jahren in seinen Festvorträgen die Person der Heiligen charakterisiert, über ihren geistlichen Ziehvater, den heiligen Franziskus berichtet und das Lebenswerk der heiligen Klara, den Orden der Klarissen, vorgestellt. In dem letzten Vortrag der Vortragsreihe wollte Dr. Rollig in diesem Jahr nicht Heiligenlegenden referieren, sondern sich kritisch mit Klara in ihrer Zeit auseinandersetzen. Dabei kam er nicht umhin, die damals bestehende Standesgesellschaft mit ihren drei Ständen, dem Adel, dem Klerus und dem Rest der Bevölkerung – und deren Eigenschaften und Verhaltensweisen darzustellen und das Handeln Klaras und auch des Franziskus kritisch einzuordnen.
Auch die seinerzeitige Kirche unter dem Papst Innozenz III und die Beschlüsse des von ihm einberufenen 4. Laterankonzils wurden kritisch gewürdigt.
Als Abschluss seines Vortrags stellte Dr. Rollig die Frage, ob Klara heute in der Situation einer völlig anderen Gesellschaftsform und auch einer etwas weniger machtbesessenen Kirche sich für den gleichen Weg entscheiden würde wie damals. Die Beantwortung der Frage überließ er jedem Zuhörer für sich selbst.
Im Anschluss an den Gottesdienst lud der Festausschuss von St. Klara zu einem Sektempfang mit vielen guten Gesprächen ein. Die Gemeinde folgte dieser Einladung gern. So stand man noch über eine Stunde bei Sekt, Orangensaft und Salzbrezeln zusammen und pflegte die Gemeinschaft.
Dr. Wolfgang Rollig
