Seit fast 40 Jahre bin ich Mitglied der Gemeinde St. Klara. In all den Jahren kann ich mich nicht erinnern, dass der von Frau Isolde Schmitt-Menzel als Betonrelief geschaffene Kreuzweg an der Altarwand der Kirche eine liturgische Rolle spielte. Viele Gottesdienstbesucher wissen nicht einmal, dass es sich bei dem abstrakten Betongebilde um einen Kreuzweg handelt, geschweige denn, dass sie einzelne Stationen identifizieren können.

Dies sollte sich am Karfreitag 2022 ändern. Die Erstkommunionkinder der Pfarrei in allen Kirchorten hatten in ihren Gruppenstunden verschiedene Kreuzwegstationen besprochen und dazu je ein Bild gestaltet – gemalt oder fotografiert. Frau PR Brantzen stellte die Werke der einzelnen Kurse zu einem Gesamtwerk, einen Kinderkreuzweg mit 13 Stationen zusammen. Dieser Kreuzweg wurde am Karfreitag-Vormittag in mehreren Kirchen der Pfarrei von den Kommunionkindern begangen.
Gemeindeleiter Dr. Rollig hatte sich für St. Klara etwas besonderes ausgedacht: der abstrakte „Beton-Kreuzweg“ sollte zum Leben erweckt werden. Dazu erhielt jedes Kommunionkind einen Plan (vor einigen Jahren von Alexander Rollig gezeichnet), nach dem alle Stationen des Kreuzweges zu finden waren. Bevor die Kinder sich mit der Thematik der einzelnen Stationen auseinandersetzten, ihre Eindrücke zu dem gemalten Bild zu jeder einzelnen Station zum Ausdruck brachten, der entsprechenden Stelle aus der Bibel lauschten und dann gemeinsam das „Kreuzweg-Lied“ sangen, galt es, die entsprechende Stelle der Betonwand, die die Station symbolisierte, zu finden. Ein heftiges Suchen setzte ein.

War diese Stelle gefunden, wurde mit Klebeband das gemalte Bild dort an der Wand befestigt. So entstand aus der abstrakten Betonwand ein sich selbst erklärender Kreuzweg. Die Kinder waren ganz stolz auf ihre Leistung.
Dieses geglückte Experiment kann das Muster für einen Kreuzweg der Erwachsenen im nächsten Jahr abgeben. Wenn keine Bilder der Kommunionkinder verfügbar sein sollten, können wir auch Reproduktionen von entsprechenden Gemälden verwenden. Dann wird das Betonrelief endlich nach so vielen Jahren doch lebendig.
