Im Herbst 2022 sahen viele Menschen besorgt in die Zukunft: wie sollen wir unsere Wohnung warm bekommen – bei diesen gestiegenen Energiepreisen. „Satt essen oder nicht frieren“ wurde als Alternative für viele an die Wand gemalt.
In dieser Situation sahen sich Hauptamtliche aus dem Pastoralteam und die Kirchortgemeinde St. Klara veranlasst, für die Menschen, die sich keine warme Wohnung leisten können, eine Möglichkeit zum zeitweiligen Aufwärmen – eine Wärmelounge – anzubieten. Auch wurde warme Bekleidung und Wolle gesammelt und zur Abgabe an Bedürftige bereitgehalten.
Zu einer wahrhaften Berichterstattung gehört, dass man auch über Misserfolge ehrlich berichtet.
Ja, unsere Idee einer Wärmelounge war ein Flop. Trotz flächendeckender Werbung im Klarenthaler Kirchenkurier, zweimaliger Ankündigung im Wiesbadener Kurier, Plakaten und Handzetteln fand kein einziger Interessent den Weg in das Gemeindezentrum St. Klara. Das Betreuungsteam nebst frisch gebrühtem Kaffee wartete an vier Nachmittagen vergebens. Nun haben wir das Angebot vorerst eingestellt.
Sei es, dass Menschen in solchen Situationen nicht den Weg zu einer kirchlichen Institution wagen – haben wir als Kirche schon so an Vertrauen in der Bevölkerung verloren? Dies wird es wohl nicht gewesen sein, denn das Volksbildungswerk Klarenthal, das mit uns abgestimmt alternative Termine anbot, berichtete ähnlich.
Sicher haben die für einen Winter viel zu warme Witterung und auch die von staatlicher Seite gewährten Hilfen (300 Euro, Übernahme der Vorauszahlung für Dezember, Gaspreisbremse) die ausschlaggebenden Gründe geliefert.
Einen Versuch, bedürftigen Menschen im Stadtteil Klarenthal zu helfen, war es allemal wert.

Aber der misslungene Versuch brachte eine andere überaus erfreuliche Frucht:
Zwei Damen aus dem Betreuungsteam, eine Dame, die zufällig vorbei kam, um etwas im Gemeindezentrum abzugeben, und eine von dieser angesprochene Strickfreundin treffen sich jetzt jeden Dienstag in der Zeit von 15:00 bis 17:00 Uhr im kuschlig warmen Clubraum des Zentrums zum Stricken, „Ratschen“ und Kaffeetrinken. Aus der reichlich gespendeten Wolle zaubern sie gekonnt wunderschöne warme Sachen für Bedürftige – Socken, Schals Mützen. Gemeindereferentin Susanne Hering ist in Kontakt mit den Damen und freut sich riesig über sinnvolle wärmende Kleidung für Bedürftige, die sie über die Teestube, das Wohnheim der Heilsarmee und über die Sozialsprechstunde der Pfarrei an den Mann bzw. an die Frau bringen wird.
Die vier Damen freuen sich jederzeit über jegliche Verstärkung; vielleicht gibt es auch männliche Strick-Künstler?
Neben den „Klarenthaler Stricklieseln“ arbeiten noch eine Reihe anderer Strickenthusiasten aus der Pfarrei und dem Freiwilligen-Zentrum zu Hause und verarbeiten ebenfalls gespendete Wolle zu warmen Kleidungsstücken für Bedürftige.
Eine insgesamt positive und gelungene Initiative.
Die „Klarenthaler Stricklieseln“ treffen sich dienstags von 15:00 bis 17:00 Uhr im kath. Gemeindezentrum St. Klara, Graf-von-Galen-Straße 3 in Wiesbaden Klarenthal.
