LebensZeichen 26/2024
JubiläumsZeichen
Interview mit Pfarrer Knud W. Schmitt zum Silbernen Priesterjubiläum am 26. Juni 2024:
Wie lautet Dein Primizspruch?
Mein Primizspruch ist dem Hochgebet entnommen:
„Wir danken dir, dass du uns berufen hast, vor dir zu stehen und dir zu dienen“.
Das hat mich immer sehr beim Feiern der Messe angesprochen und so verstehe ich auch meinen Dienst: Dass ich gerufen wurde und mich zur Verfügung stelle und meinen Dienst erledige.
Was war Dein kuriosestes Erlebnis in den 25 Jahren als Priester?
Ja, kurios? Ich meine, Menschen sind halt manchmal lustig (lacht), lustige Begegnungen hat man, aber da fällt mir spontan auch gar nichts ein, was jetzt besonders kurios war.
Also kurios finde ich schon auch, dass ich jetzt schon so lange hier bin. Das hätte ich am Anfang nie gedacht. Das hat sich eben so ergeben, aber wenn man mich vor zwanzig Jahren gefragt hätte, da hätte ich immer gesagt: Ja, ich bleibe jetzt sieben oder zehn Jahre und dann gehe ich. Doch dann war da vor 12 Jahren genau die Pfarreiwerdung …
Wenn Du nicht Priester oder Pfarrer geworden wärest, welchen Beruf könntest Du dir noch vorstellen?
Ich habe ja ursprünglich Jura studiert und dann aber später bei einer Versicherung gearbeitet. Ich hatte demzufolge dann auch schon einen anderen Beruf. Ich hätte mir auch sehr gut vorstellen können Buchhändler zu werden. Das hat mich zeitweise immer wieder gepackt. Aber letztlich hat mich dann doch nichts so sehr interessiert, wie mich auf den Weg zum Priesteramt zu machen.
Was würdest Du dem jungen Priesternachwuchs mit auf den Weg geben wollen?
Ich denke mal, die Zeiten sind nicht einfacher geworden. Die Akzeptanz der Menschen um mich herum hat sich geändert. Das war früher anders. Wenn ich da gesagt habe: „Ich bin Priester“, dann haben die Leute eher positiv reagiert. Aber heute durch die ganzen Skandale ist es eher so, dass ich bedauert werde, oder Leute sagen: „Ach, wie furchtbar“. Ich finde es wichtig, geduldig zu sein und auch gelassen zu bleiben. Und den Gemeindemitgliedern Möglichkeiten zu eröffnen, ihren Weg zu gehen und zu finden und zu suchen und dabei zu helfen, aber eben nicht nur alles vorzugeben. Weil ich letztlich die Erfahrung gemacht habe, dass oft, wenn die Leute auch Wege gegangen sind, die ich vielleicht von vorne herein nicht so toll fand, diese trotzdem gute Wege waren.
Quasi der Ermöglicher zu sein?
Genau, was man heute so den Ermöglicher nennt. Das steckt auch schon so in mir drin. Das brauchte ich nicht erst noch zu lernen: Sich vielleicht auch selbst nicht so ernst zu nehmen und alles mit Humor zu sehen. Das hilft auch, glaube ich, oft.
Hat sich Dein Glaube, Deine Beziehung zu Gott in den vergangenen 25 Jahren Deines Dienstes als Priester verändert?
Ich meine, als glaubender Mensch auf dem Weg entwickelt man sich natürlich.
Vielleicht dieser Gemeinschaftsaspekt. Früher war ich zwar auch Mitglied einer Gemeinde, aber jetzt durch die vielen Gemeinden, in denen ich bin, redet man natürlich mehr darüber. Als ich bei der Versicherung gearbeitet habe und jeden Tag in die Messe gegangen bin, da hat man natürlich auch mit den Leuten gesprochen, aber das ist heute noch mal ganz anders: viel tiefer sind die Gespräche, die da geführt werden. Zur Zeit beschäftigt mich sehr, dass ich so wenig als Seelsorger unterwegs bin. Im Scherz sage ich immer, dass ich eigentlich Verwaltungsangestellter bin, der dann nebenbei Hobby-Priester ist. Ich meine, ganz so dramatisch ist es auch nicht, aber irgendwie geht es schon so in die Richtung. Und deshalb würde ich für die letzten Jahre meines Dienstes dann nochmal die Akzente gerne anders setzen, dass ich mehr seelsorglich tätig bin und weniger andere Dinge tue.
Wie oft würdest Du in die Kirche gehen, wenn Du nicht Priester wärest? Wie sähe dann Dein Sonntag aus?
Also, sonntags würde ich sicher in die Kirche gehen, weil ich das immer mein ganzes Leben gemacht habe. Und früher bin ich dann sehr häufig fast jeden Tag gegangen, aber lange Strecken auch dann nicht. Da gibt es auch immer so verschiedene Phasen in meinem Leben. Ich habe immer angepeilt, so wenigstens einmal in der Woche dann auch in die Messe zu gehen. Das ist natürlich auch schwierig, wenn man dann einen Beruf hat mit festen Arbeitszeiten. Dann musst du gucken. Das war weder morgens noch abends immer so möglich, wie ich mir das vorgestellt habe, auch wenn ich mich bemüht habe, das so zu machen. Und das ist natürlich jetzt das Schöne: Wenn man Priester ist, dann ist man immer gut versorgt (lacht)
Wer oder was ist für Dich Kraftquelle in Deinem Dienst?
Kraftquelle sind hauptsächlich andere Menschen. Wenn ich Durchhänger habe, und mir nicht mehr so ganz sicher bin, wo mein Weg mich hinführt, ob ich das so will und ob das richtig ist, sind es schon eigentlich Kolleginnen und Kollegen oder Freundinnen und Freunde, mit denen ich spreche. Das hilft mir dann schon. Da kriege ich oft Hinweise, bei denen ich spüre: Aha, da deutet sich die Richtung an, in die es dann laufen muss. Und dann bin ich ja auch in Begleitung, da kann ich gleichfalls Dinge ansprechen, die mich bedrücken, und es wird da auch geklärt, was das für mich zu bedeuten hat, und wie ich mich dazu verhalte. Es hat immer ganz stark mit Menschen zu tun. Ich bin weniger einer, der das mit sich selbst ausmacht. Sondern jemand, der sich nach außen hin öffnet und dann mit Menschen drüber redet. Das finde ich immer sehr hilfreich. Auch das Gebet ist für mich natürlich eine wichtige Kraftquelle.
Du bist ja auch gut vernetzt.
Ja, das halte ich für wichtig. Das ist vielleicht noch ein Ratschlag für die jüngeren Priester: Neben dem kirchlichen Netzwerk, in dem man drinsteckt, zu gucken, dass man privat Freundschaften pflegt und dann auch etwas hat, auf das man sich verlassen kann, ein Netz, das einen auffängt. Gerade wenn ich denke, dass ich in ein paar Jahren in Ruhestand gehe, ist es wichtig, solche Netzwerke zu haben. Es ist auch nicht mehr so wie früher, dass der Pfarrer dann ständig mit der Gemeinde zusammen ist. Ein Pfarrer, eine Gemeinde, eine Kirche und dann Leben und Glauben miteinander teilen. Das geschieht zwar heute auch noch, aber das war früher viel intensiver: Dass Gemeinden den Pfarrer über den Ruhestand hinaus, regelmäßig kontaktiert haben und umgekehrt. Das wird vermutlich bei mir anders sein, als bei meinen Vorgängern.
Was wünschst Du Dir zu deinem Jubiläum: Von der Gemeinde? Von der Kirche als solche? Und Persönlich?
Von der Gemeinde? Weiß ich nicht. Die gefallen mir eigentlich alle ganz gut, so wie sie sind, und was sie ausmacht: mit allen Höhen und Tiefen. Es gibt schon einmal Dinge, über die man sich ärgert, aber im Grunde haben wir schon einander sehr lieb (lacht). Wir erfreuen uns aneinander, zumindest bekomme ich das immer zurückgespiegelt. Es gibt natürlich schon auch Leute, die das anders sehen, oder bei denen das anders aussieht, aber das ist halt so im Leben. Das habe ich in der Schule beim Unterrichten gelernt: dass einen nicht alle Schüler lieben können. Damit kann ich gut umgehen. Aber so im Großen und Ganzen würde ich mir wünschen, dass sie so bleiben wie sie sind. Dass sie so offen bleiben, sich auf den Weg zu machen.
Mir persönlich wünsche ich, dass für die Jahre, die mir als Priester im aktiven Dienst bleiben, sich meine Aufgaben dann doch nochmal so verändern, dass sie irgendwie mehr in Richtung Seelsorge gehen. Das hatte ich ja schon angedeutet. Ich habe jetzt bald ein Gespräch mit dem Bischof. Da müssen wir mal schauen, ob man das in diese Richtung verändern lässt.
Und für die Zukunft der Kirche als solcher?
Ich war ja letzte Woche auf einer interessanten Fortbildung. In einem Verlernkurs. Da ging es um die Pastoral. Da fand ich das Motto sehr schön: „Alles muss raus“, also dass wir unser ganzes pastorales Tun noch einmal durchleuchten, auf den Prüfstand stellen: Ist das, was wir machen noch nötig oder überhaupt sinnvoll? Dass wir uns von Ballast trennen und sagen: Wir haben dadurch auch ein bisschen mehr Freiraum, um zu neuen Ufern aufzubrechen. Ich wünsche mir, dass die Kirche weiterhin neugierig bleibt und schaut, wo der Herr uns hinführen will und auch mutig genug ist, die Dinge zu lassen, die man als überflüssig oder nicht mehr so passend sieht.
Letzte Frage: Welche Person aus der Bibel würdest Du gerne treffen und warum?
Tja, das sind immer so Fragen. Wenn überhaupt wäre ich gerne im Jüngerkreis gewesen. Demzufolge würde ich eigentlich Jesus gerne treffen. Ich meine, das wird ja dann irgendwann einmal sein. Weil Jesus für mich auch die zentrale Gestalt ist, und der Wichtigste und das Wichtigste an der ganzen Botschaft ist, auf das alles sich fokussiert. Das fand ich immer sehr bewegend: ich war ja einmal im Hl. Land. Wenn man sich da durch die Landschaften bewegt – wir sind natürlich mit dem Auto gefahren – oder wenn man so am See Genezaret sitzt und auf das Wasser schaut, das ganz ruhig ist. Und wenn man dann weiß, hier war der Herr. Das fand ich immer sehr berührend und interessant, ihn zu treffen. Wir haben ein Bild von Jesus, wie er war, aufgrund der Hl. Schrift. Aber vermutlich war er doch als Mensch noch einmal ganz anders. Dann gibt es natürlich auch andere Gestalten, aber doch: Über allem schwebt Jesus. Den hätte ich gerne mal persönlich kennengelernt. Das hätte mir auch vermutlich in meinem Glauben oft mehr geholfen, wenn er so neben mir gewesen wäre.
Vielen Dank und Gottes Segen zu Deinem Jubiläum!
Das Interview führte Marianne Brantzen.
Marianne Brantzen, Pastoralreferentin
SeelsorgsZeichen
Kennen Sie „Frengels&Chef"?
So heißt der Account, mit dem Gemeindereferentin Michelle Engel (31) und Pfarrer David Grüntjens (38) auf der Social media Plattform Instagram Seelsorge betreiben und äußerst erfolgreich derzeit 41.400 Follower damit ansprechen. Vor über vier Jahren haben sich die beiden im Pastoralteam der Stadtpfarrei St. Dionysius in Krefeld (DioKirche Krefeld) kennengelernt und sich über ihre Vorstellungen von Gemeindearbeit und der Zukunft der Kirche ausgetauscht. Social Media sollte dabei eine große Rolle spielen, aber nicht so ,,churchy" (= Insider-kirchlich). Sie wollten Menschen authentisch vom Glauben begeistern, sie inspirieren durch Impulse und Predigten, ihnen einen Einblick in ihren tollen Beruf geben. Und so legten sie ohne großes Konzept einfach los. Gefühlt hat Frau Engel, alias Frengels, immer die Kamera vor dem Gesicht, nimmt die Zuschauer mit in ihr Büro, zu den Aufregern im Alltag, zu den Gottesdiensten, Predigten von Chef, beim Autofahren und Einkaufen für die Gemeindearbeit, auf dem Weg zu Seelsorgegesprächen, zum Friedhof und überall hin und postet über den ganzen Tag verteilt kurze Videobeiträge. Und sie sinniert über Begegnungen, über Gefühle und alles, was ihr gerade so begegnet. Besonders schön ist es , wenn Frengels &Chef Fragen beantworten, die Follower ihnen stellen. Dann hat man das Gefühl, dass ein altes Ehepaar vor einem sitzt. Das und die ständigen gegen- seitigen Neckereien machen den Reiz dieser (Arbeits-) Beziehung aus. Außerdem gibt es täglich noch einfühlsame Gebete, die Erlebnisse und Gefühle von jedermann vor Gott nachdenklich ins Wort bringen. Durch das ständige "Mitnehmen" zu fast allem, was im pastoralen Alltag vorkommt (natürlich nicht zu Seelsorgs-und Trauergesprächen), und das Sprechen über den eigenen Glauben fühlt man sich mit den beiden schnell vertraut. Sie bekommen dadurch seelsorgliche Anfragen aus ganz Deutschland. Außerdem wird jede Frage, die die Follower ihnen stellen, auch tatsächlich beantwortet. So ist es ihnen gelungen, ein positives, nahbares Bild von Kirche zu vermitteln, und kirchliche Mitarbeiter(innen) als ganz normale Menschen wie Du und Ich vorzustellen. Laut Chef gibt es dadurch sogar vermehrt Anfragen nach einem kirchlichen Beruf im Bistum Aachen. Mich persönlich spricht der Account auch an, weil ich darin vieles von meinem eigenen Alltag als Pastoralreferentin wieder erkenne und es einfach sympathisch rüberkommt. Danke für diese niederschwellige, innovative und bestimmt zeitintensive Art der Seelsorge.
Schauen Sie mal rein: Frengels&Chef bzw. diokirche_krefeld bei Instagram!
Ihre Marianne Brantzen
Übrigens: St. Peter und Paul und unsere Kindertagesstätten sind auch auf Instagram. Auch dort finden Sie Hinweise und Berichte von unserem lebendigen Gemeindeleben:
stpeterundpaul_wi und kath.kitas_stpup_wiesbaden
LiturgieZeichen
14. Sonntag im Jahreskreis
Vorabendmessen am 6. Juli
18:00 Uhr St. Hedwig (mit Gastpredigerin Pfarrerin Kimmel, Pfr. Schmitt), Mariä Heimsuchung (P. Joy), St. Marien (Pfr. Ginter)
Sonntagsmessen am 7. Juli
09:30 Uhr St. Peter und Paul ,,Anderer Sonntag" , anschließend Coffee Stop (Pater Scheloske), St. Josef (P. Joy), St. Georg und Katharina (Pfr. Ginter), Herz Jesu mit Verabschiedung von Salvatore Tirendi, anschließend Umtrunk (Pfr. Schmitt und
Don Guiseppe)
11:00 Uhr St. Klara (P. Joy)
12:00 Uhr St. Kilian (kroatische Gemeinde)
18:00 Uhr St. Marien, Malayalam Messe-Ad experimentum (Pater Joy)