LebensZeichen 28/29/30/2023

Ein besonderer Gottesdienst und Quartalskaffee mit Christen aus der Ukraine in Mariä Heimsuchung

Das haben wir noch gut in Erinnerung – als die Kirche Mariä Heimsuchung im Frühjahr 2022 in den Farben blau und gelb angestrahlt war. Mehr als ein Jahr ist vergangen und viele Menschen aus der Ukraine sind in Wiesbaden angekommen. Heimisch geworden? Das wohl nicht. In den meisten Fällen sind Familien getrennt, sind Männer im Krieg. Aber mit kleinen Zeichen gelingt es, Solidarität und Verbundenheit zu zeigen. So sind am Sonntag 18. Juni die Farben blau und gelb gewissermaßen von außen nach innen gewandert, der Altar leuchtet jetzt in den Farben blau und gelb. Pater Joy bedauert bei der Begrüßung, dass es kein Messgewand in den Farben blau und gelb gibt. Jedenfalls hatte eine Ministrantin, so sagt er, die Idee, dass damit das Bild doch ganz rund wäre.

Vor einiger Zeit entstand im Ortsausschuss die Idee, einen Gottesdienst mit Christen aus der Ukraine zu feiern. Der Kontakt, der über Astrid Lauter und Beata Abendrot-Wojtun zu einer ukrainisch-baptistischen Gemeinde und deren Chor entstanden war, beflügelte diesen Gedanken. Und so feierte die Gemeinde in Mariä Heimsuchung diesen besonderen Gottesdienst.

Talentschmiede Mariä Heimsuchung: Die Lesungen und Gebete sind zweisprachig. Beata Abendrot-Wojtun und Astrid Lauter sind die Lektorinnen, die auf ukrainisch die Texte vortragen, ebenso Diakon Oleksandr Voinalovych von der ukrainisch-baptistischen Gemeinde. Die Lieder auf ukrainisch werden vom Chor der Baptistengemeinde gesungen und transportieren einen Klang, der sehr nah an die Herzen der Feiernden kommt, auch wenn sie die Texte nicht verstehen.

Und wer genau zuhört, kann am Ende die Melodie der ukrainischen Nationalhymne auf der Orgel hören, von Horst Wilhelm ganz behutsam intoniert.

„…Wie ich euch auf Adlerflügeln getragen und zu mir gebracht habe“: Die Lesung aus dem Buch Exodus schickt die Gedanken auf den Weg – sie erinnern an das Volk Israel auf der Flucht. Wer könnte an einem solchen Tag nicht an die vielen Geflüchteten denken, aus der Ukraine, und von so vielen anderen Orten auf der Welt. So viel kann anklingen: Die Hoffnung auf Frieden und das Gebet für den Frieden, die Sehnsucht nach Heimat, die Erfahrung von einem Augenblick der Gemeinschaft, der schön und wohltuend ist, beim Gottesdienst und anschließend beim Quartalskaffee. Und ein bisschen Wehmut durchzieht solche Momente und das etwas traurige Erstaunen darüber, dass es erst ein Krieg sein musste, der diese Brücke von uns, zu uns geschlagen hat.

Peter-Felix Ruelius