Zugpferde: Arbeit gibt dem Leben Sinn
Diakon Uwe Groß spricht in der Woche vom 1. bis 6. November ab ca. 6:30 Uhr in der Reihe „Zuspruch“ auf hr2. Hören Sie es sich live im Radio oder auf der Webseite des hr an oder lesen Sie den tagesaktuellen Text hier:
Zugpferde: Arbeit gibt dem Leben Sinn
„Müßiggang ist aller Laster Anfang“, so lautet ein altes deutsches Sprichwort. Und auch wenn das altbacken klingt, steckt doch die Erfahrung dahinter: Arbeit gehört wesentlich zum Lebensglück dazu. Mir geht es manchmal so: Nach einem Urlaub oder ein paar Tagen Ausspannen freu ich mich wieder richtig auf die Arbeit. Ich freue mich darauf, weil ich spüre: Es ist gut, dass ich an einer Stelle bin, wo außer mir keiner ist. Ich tue eine Arbeit, die sonst keiner macht und die liegenbleibt, wenn ich fehle. Ich hinterlasse eine Lücke, wenn ich nicht da bin, ich werde gebraucht. Das gibt meinem Leben Sinn und Halt. Sinn und Halt finden ist gerade auch für Jugendliche wichtig. Darum haben zwei Sozialarbeiter in der Nähe von Offenbach vor fast 14 Jahren eine tolle Idee gehabt, sie haben den Verein „Zugpferd“ gegründet, der bis heute über 500 Jugendlichen geholfen hat, eine Lehrstelle zu finden.
„Zugpferd“ – das hatte bei der Gründung eine doppelte Bedeutung. Denn einerseits hatten es die Jugendlichen in den Anfangsjahren des Projektes hier wirklich mit Pferden zu tun. Mit diesen Pferden holten sie Holz aus dem Wald, um es als Brennholz zu verkaufen. Andererseits hilft der Verein „Zugpferd“ vielen Jugendlichen, aus der Perspektivlosigkeit ohne Schulabschluss herauszukommen. Die früheren echten Zugpferde erhalten heute auf dem Gelände des Vereins nur noch ihr Gnadenbrot. Und das Team um die zwei Sozialarbeiter ist größer geworden. Die Jugendlichen arbeiten längst nicht mehr nur im Wald, sondern auch in viele Projekten, die sich mit Gartenarbeit und Ernährung beschäftigen. Daneben bereiten sich die jungen Leute auf den Hauptschulabschluss vor und büffeln Mathe und Deutsch.
Viele Jugendliche, die bei den Zugpferden ihre Zeit verbracht haben, bekommen durch das Projekt wieder einen geregelten Tagesablauf und eine Struktur in ihr Leben. Sie lernen viel mehr, als nur Holz zu machen. Zum Beispiel: Gemeinsam im Team etwas schaffen und Verantwortung für das eigene Leben übernehmen. Die Stadt Offenbach möchte Jugendlichen durch den Verein „Zugpferd“ helfen, wieder auf die Beine zu kommen. Nach einem Jahr sollen sie eine Lehrstelle gefunden haben. In vielen Fällen gelingt das und die jungen Leute können ein selbstbestimmtes Leben führen. Vielleicht ist es gerade diese Erkenntnis, die die Arbeit so kostbar macht: Ich kann durch meiner Hände Arbeit mein eigenes Geld verdienen und mein Leben gestalten, wie ich es will. Arbeit trägt zur Erfüllung meines Lebens bei.