Diakon Uwe Groß spricht in der Woche vom 14. bis 19. April 2025 ab ca. 6:30 Uhr in der Reihe „Zuspruch“ auf hr2. Hören Sie es sich live im Radio oder auf der Webseite des hr an oder lesen Sie den tagesaktuellen Text hier:
Wiederholung muss nicht langweilig sein
Siebenmal bin ich ins Kino gegangen, um den Film „Der Club der toten Dichter“ nochmal und nochmal zu sehen. Mir kommt da der Gedanke vom verstorbenen Papst Benedikt in den Sinn: „Große Dinge werden durch die Wiederholung nicht langweilig. Das Große wird größer, indem wir es wiederholen, und wir selbst werden reicher dabei.“ Ich kann das für mich gut nachempfinden.
Da fallen mir als erstes richtig gute Filme ein. Als ich jünger war, war eben einer davon der Film: „Der Club der toten Dichter.“ Mich hat dieser Film, als ich 23 Jahre alt war, ziemlich berührt. Die Sehnsucht der jungen Schüler nach Selbstbestimmung und Lebenssinn war genau mein Thema, und ich habe in dem Film immer neue Facetten entdeckt, die mich innerlich bereichert haben. Bei der „Heimat-Trilogie“ von Edgar Reitz war es ganz ähnlich. All dies Lebensgeschichten von Menschen im Hunsrück im 20. Jahrhundert, die haben vieles in mir wachgerufen, was ich selbst aus dem Westerwald kannte. Die Heimat hinter sich lassen und neue Heimat finden, dieses Thema hat mich ganz stark berührt.
„Große Dinge werden durch die Wiederholung nicht langweilig.“ Ich liebe Romane wie den „Zauberberg“ von Thomas Mann oder „Der Leopard“ von Giuseppe Tomasi die Lampedusa. Ich habe diese Romane schon mehrfach gelesen, im Hörbuch gehört oder auch in Filmen geschaut. Diese Bücher werden für mich nie langweilig. Als Richard Wagner-Fan schau ich mir gerne verschiedene Inszenierungen von ein und demselben Stück an. Das finde ich total spannend.
„Große Dinge werden durch Wiederholung nicht langweilig.“ Ich glaube, man kann das auch auf zwischenmenschliche Beziehungen anwenden. Meinem Kind zu sagen: „Ich liebe dich“, ist nichts Langweiliges, sondern etwas, dass unsere Beziehung vertieft. Mich mit einem Freund regelmäßig treffen und ihm mein Herz ausschütten – das hat gar nichts von Langeweile, auch wenn wir uns schon viele Jahrzehnte kennen und über den anderen vieles wissen.
Und ich glaube: Wiederholung ist auch für den Glauben wichtig. Eine Religion lerne ich dadurch kennen und lieben, dass ich immer wieder in einen ähnlichen Gottesdienst gehe, die vertrauten Gebete spreche, die Traditionen dieser Religion kenne und durch Wiederholung die Gedanken des Glaubens vertiefe.
„Wiederholung ist die Mutter der Studierenden“, haben die alten Römer gesagt. Ich denke: das gilt für alles, was wirklich groß ist in unserem Leben.