LebensZeichen 36/2023
DenkmalZeichen
Sonntag, der 10. September 2023, ist in ganz Deutschland „Tag des Offenen Denkmals“. Auch in unserer Gemeinde werden in den Kirchen St. Josef und Mariä Heimsuchung Vorträge und Führungen angeboten (vgl. Einblick Nr. 4). Um profane oder sakrale Kultur aufzuspüren, ist es stets lohnend, sich in der näheren oder weiteren Umgebung umzuschauen.
Früher war ich öfter mit dem Zug zwischen Düsseldorf und Mainz unterwegs. In Köln bin ich immer ausgestiegen denn es ist so eindrucksvoll, beim Heraustreten aus dem Hauptbahnhof unmittelbar auf den monumentalen erhabenen Dom zu blicken. Nach einer Stunde Kunstbetrachtung und Gebet in dieser prächtigen Kathedrale bin ich innerlich ruhig und bewegt zugleich mit dem nächsten Zug nach Hause gefahren.
Nicht weit vom Dom entfernt, von der „Hohen Straße“ rechts in die Schildergasse abbiegend, findet man die Antoniterkirche und in ihr den „Schwebenden Engel“ von Ernst Barlach.
Der „Schwebende Engel“ ist ein Ehrenmal für die Toten der beiden Weltkriege, ursprünglich zur Erinnerung an die 1914-1918 Gefallenen der Domgemeinde Güstrow (Mecklenburg-Vorpommern) in Barlachs dortigem Atelier 1927 für den Dom in Bronze gefertigt.
Dieser „Engel“ wurde von den Nationalsozialisten, die Barlachs Werke als „entartete Kunst“ bezeichneten, 1937 abgebrochen und verschrottet. Der seit 1952 in Köln hängende „Engel“ ist ein Zweitguss des ausgelagerten und glücklicherweise nicht zerstörten Werkmodells aus Berlin. Einen davon wiederum abgenommenen dritten Guss fand ich dankbar nach der „Wende“ Anfang der 90er Jahre im Güstrower Dom: Ein Friedensengel als künstlerische Verbindung zwischen West– und Ostdeutschland!
In seinem Roman „Der Typ ist da“ (2019 erschienen) lässt der in Köln aufgewachsene katholische Schriftsteller Hans-Josef Ortheil einen venezianischen Kunststudenten mit Namen Matteo den Engel zweimal zeichnen: Mit geschlossenen Augen als Engel des Todes und mit geöffneten Augen und lächelndem Mund als Engel der Erlösung. Einfühlsam beschreibt er ihn:“...so einen wie den von Ernst Barlach habe ich noch nie gesehen. Eine so große, regungslose Gestalt! Eine Skulptur im weiten Raum, die man berühren und gehen kann!“ (S. 223 f).
Parallel zur „Hohen Straße“ etwas zurück in Richtung Dom, hat der Architekt Gottfried Böhm in der Ruine einer im 2. Weltkrieg zerbombten Kirche die St. Kolumba-Kapelle eingebaut. Bei der Zerstörung der Kirche St. Kolumba blieb eine gotische Marienplastik erhalten. Diese „Madonna in den Trümmern“ wurde den Kölnern zu einem Symbol der Hoffnung.
Im genannten Roman von H.-J. Ortheil entdeckt Matteoim Untergeschoss eines Ristorante auf einer Schwarzweiß-Fotographie eine Madonnenfigur mit Jesuskind ohne Kopf mitten in den Trümmern. Er erfährt, dass sie restauriert ist und das Jesuskind wieder seinen Kopf erhalten hat. Getrieben von Unruhe und Neugier macht sich Matteo auf den Weg zur kleinen Kapelle und kniet dort nieder. „Als er die Madonna länger anschaut, kommen ihm die Tränen. Sie sieht wahrhaftig so aus, als hätte sie das Schlimmste überstanden und so etwas wie einen Frieden gefunden… Dann schließt er die Augen und betet Gegrüßt seist Du, Maria, voll der Gnade. Der Herr ist mit Dir.“ (S 250 f).
Er lässt sein ganzes bisheriges Leben vorüberziehen und in der Überzeugung, dass die „Madonna in den Trümmern“ ihm helfen wird, bittet er sie um Zuversicht für sein weiteres Leben.
In zahlreichen Büchern hat H.-J. Ortheil seiner Heimatstadt ein Denkmal gesetzt und ist von seinen unterschiedlichen Wohnorten oft nur für einige Stunden mit dem Zug nach Köln gefahren aus Faszination für eine Stadt, die gleichsam als lebendiges Kulturdenkmal aus den Trümmern des 2. Weltkrieges wieder auferstanden ist. Wer wünscht nicht den Menschen, die zur Zeit weltweit unter Kriegen und Katastrophen leiden, Frieden und eine lebenswerte Zukunft!! Gegen Ende des Sonntagsevangeliums (Mt 18, 19f) ruft Jesus zum Gebet auf und ermutigt uns mit seiner Zusage von Gottes Beistand.
Helga Offermanns
Aus: Kolumba Kapelle, bearbeitet und mit Texten von Stefan Kraus, Anna Pawlik und Martin Struck, mit Fotografien von Lothar Schnepf, Reihe Kolumba Bd. 59, Köln 2020. Foto Lothar Schnepf ©Kolumba Köln
LiturgieZeichen
24. Sonntag im Jahreskreis
Vorabendmessen am Samstag, 16. September 2023
18:00 Uhr St. Hedwig (Pfr. Schmitt), Mariä Heimsuchung (Kaplan Schuh), Herz Jesu (Pater Joy), St. Marien (Pfr. Ginter)
Sonntagsmessen am Sonntag, 17. September 2023
09:30 Uhr St. Peter und Paul, Hochamt zum Kirchweihfest (Pfr. Ginter), St. Josef (Pater Joy), St. Georg und Katharina (Pfr. Schmitt), St. Kilian (Kaplan Schuh)
11:00 Uhr St. Klara (Kaplan Schuh)
12:00 Uhr St. Kilian (kroatische Gemeinde)