Verlässt die Pfarrei: Schwester Vera Noël Hyun
Schwester Vera Noël Hyun
Schwester Vera Noël Hyun, geboren 1970 in Chejudo in Südkorea. Studium der Literatur und später Besuch eines theologisches Seminar in Seoul. 2006 Eintritt in die Kongregation von Dominikanerinnen von Bethanien von Venlo. 2010–2013 Ausbildung im Bistum Aachen; Gemeindeassistentin in der Pfarrei St. Peter in Mönchengladbach. 2015 Mai–Ende 2021 erste Stelle als Gemeindereferentin in der Pfarrei St. Peter und Paul in Wiesbaden.
Sr. Vera Noël, mit welchen Gefühlen verbinden Sie Ihren Weggang?
In meinem Leben bin ich so oft umgezogen, habe immer wieder Abschied genommen und bin sogar von meiner Heimat nach Deutschland ausgewandert. Doch jedes Mal hatte ich ein gemischtes Gefühl, so wie heute. Einerseits finde ich es schade, den Ort und die Menschen zu verlassen, die mir vertraut wurden. Andererseits ist es gut so, wieder auf eine neue Situation zuzugehen. Das wird bestimmt anstrengend, vielleicht sogar sehr mühsam sein, mich aber hoffentlich auch lebendiger machen. Ich bin ein bisschen neugierig, habe Erwartungen, auf das, was kommen wird.
An welche Ereignisse und Begegnungen werden Sie sich wohl noch in vielen Jahren erinnern?
Zuerst mehrfache Erstkommunionfeier in diesem Jahr, bei denen Masken getragen werden mussten. Mittlerweile ist das Masken Tragen im Alltag zur Normalität geworden. Doch das ist für mich ein symbolisches Ereignis, das ich persönlich in diesen aktuellen Corona Zeiten intensiv erlebt habe.
Auch noch ein persönliches Ereignis war meine Ewige Profess im August 2018. An diesem für mich wichtigen Tag sind viele Menschen aus unserer Pfarrei gekommen, um mir zu gratulieren und mitzufeiern. Darüber bin ich bis heute sehr dankbar und freue mich daran!
In Erinnerung bleiben auch die Menschen, mit denen ich viel gemeinsam zu tun hatte und die wunderschöne blühende Kirschblüte und Landschaft in Frauenstein! Manche guten Gespräche vor allem in der Trauerpastoral und die wertschätzenden Rückmeldungen und Feedbacks, die mich sehr ermutigt und froh gemacht haben, behalte ich wohl im Herzen.
Was werden Sie auf keinen Fall vermissen?
Die vielen Sitzungen, die besonders unkonstruktiv waren, auf denen einfach viel gesprochen wurde, doch es weder Änderungen noch konkrete Ergebnisse gab. Außerdem vergaß man die Beschlüsse und fing irgendwann später wieder an, über das gleiche Thema zu diskutieren, als ob man zuvor gar nichts getan hätte.
Wie haben Sie diesen täglichen Wechsel vom Leben in der Ordensgemeinschaft und vom Leben in der Pfarrei erlebt?
Spannend, anstrengend aber auch gegenseitig bereichernd. Anfangs war es für mich nicht einfach, diesen Spagat zu überwinden. Ständig hatte ich das Gefühl, nirgendwo genug präsent zu sein. Mit der Zeit wurde mir klar, dass diese Spannungen nie gelöst werden können. Da habe ich versucht, bewusst die positive Seite wahrzunehmen: z.B. mein geistliches Leben in einer Ordensgemeinschaft und ihre Spiritualität wirken hoffentlich auf meine Arbeit gut und fruchtbar. Auch die Aufgaben in der Pfarrei geben mir die Chance, den normal lebenden Menschen (hier meine ich keine Ordensleute) zu begegnen und ein Stück weit ihre Sorgen und Freuden in ihrem Alltag zu erfahren. Das lässt mich nicht entfremdet werden von der Welt und macht auch meinen Glaube, mein Vertrauen und meine Gotteserfahrung tiefer.
Wie sehen Sie „die Kirche“ in 30 Jahren?
Das ist eine schwierige Frage zu beantworten. Wir werden bestimmt weniger und daher auf vieles verzichten müssen, wie Personal, Räumlichkeit und vielleicht das, was wir bis jetzt im Rahmen der Kirche für ganz normal halten, ... usw.
Ich denke, dass, das wie Corona unsere Gesellschaft und Welt verändert hat, zeigt schon einigermaßen, in welche Richtung die Kirche der Zukunft laufen wird, egal ob es uns gefällt oder nicht. Die Kirche wird kleiner, beweglicher, viel individueller, digitaler und hoffentlich spiritueller.
Liebe Schwester Vera Noël, vielen Dank für das Interview. Herzlich willkommen in unserer Pfarrei und Ihnen alles Gute weiterhin für Ihren Dienst.
Die Fragen stellte Pastoralreferent Manuel Gall