„Zuspruch“ auf hr2: Ich bin in Gottes Hand
Diakon Uwe Groß spricht in der Woche vom 9. bis 14. Dezember 2024 ab ca. 6:30 Uhr in der Reihe „Zuspruch“ auf hr2. Hören Sie es sich live im Radio oder auf der Webseite des hr an oder lesen Sie den tagesaktuellen Text hier:
Ich bin in Gottes Hand
Die frühere Queen Mum, also die Mutter von der verstorbenen Königin Elisabeth von England, wurde einmal gefragt, wie sie so alt geworden sei. Sie wurde 101 Jahre alt. Im Scherz sagte sie zu einem Journalisten: „Nun ich habe jeden Tag einen Gin getrunken.“ Das war natürlich nur ein Spaß und hat in allen Zeitungen für Belustigung gesorgt. Daran muss ich immer denken, wenn ich manchmal selbst zu einer Hundertjährigen gehe, um ihr im Namen der Kirchengemeinde zu gratulieren. Bei so einem großen Geburtstag sagen sich dann Bürgermeister und Journalisten an, um die Hundertjährigen zu besuchen. Die klassische Frage von Journalisten ist dabei oft dieselbe wie auch bei Queen Mum: „Wie sind Sie so alt geworden?“
Einmal hat eine ältere Dame darauf geantwortet: „Vielleicht denken Sie, dass ich Ihnen jetzt etwas von gesunder Ernährung erzähle, über die sowieso keiner was Genaues kann weiß, oder dass ich irgendwelche besonderen Medikamente genommen habe. Aber zumindest was meine Person angeht, haben diese Dinge keine Rolle gespielt. Ich habe mein Leben einfach so akzeptiert, wie Gott es mir gegeben hat und versucht das Beste aus allem zu machen. Für mich war es immer wichtig, bewusst mit meiner Familie, meinen Freunden und meinen Mitmenschen zu leben. Das Allerwichtigste war dabei aber, dass ich immer daran geglaubt habe: Ich bin in Gottes Hand. Das hat mir Kraft gegeben.“
„Ich bin in Gottes Hand“, das ist ein starkes und für mich glaubwürdiges Wort von dieser hundertjährigen Dame. Es drückt eine ungeheure Geborgenheit, ein großes Vertrauen und eine tiefe Gelassenheit aus. Und das von einem Menschen, der ganz sicher in seinem Leben auch Höhen und Tiefen, Glück und Trauer, Gesundheit und Krankheit erlebt hat. Manchmal fragen mich Menschen: Wie geht das eigentlich, so ein Vertrauen in Gott zu haben? Ich denke dann daran, wie ich als Kind ein absolut riesiges Vertrauen in meine Eltern hatte. Ich wusste: Egal was kommt, die sind für mich da.
Nicht anders ist es für mich im Glauben. In meinen knapp sechs Lebensjahrzehnten habe ich natürlich auch die ein oder andere Krise erlebt. Ich habe dabei meine Gefühle immer Gott im Gebet gesagt, vor allem natürlich auch meine Ängste und Sorgen. Für mich hat es immer einen Weg gegeben wie es gut weitergehen konnte. Ich habe verstanden, was die hundertjährige Dame gesagt hat: „Ich bin in Gottes Hand“, mir geht es genauso. Und ich glaube, dass eine gewisse Gelassenheit immer nur aus einem tiefen Vertrauen kommt. Das kann ein Vertrauen in Menschen sein und das kann der Glaube an Gott sein. Vertrauen scheint sogar gut zu sein fürs Älterwerden.