Ein Labyrinth ist kein Irrgarten
Ganz so einfach wie auf dem Papier war es dann doch nicht: Am vergangenen Sonntag traf sich eine fröhliche kleine Gruppe, um ein großes, begehbares Labyrinth auf die Grünfläche bei der Kirche Mariä Heimsuchung zu pflanzen und zu säen. Als größte Herausforderung stellte sich jedoch nicht die Gartenarbeit heraus, sondern der Versuch, die Form des Labyrinths exakt und mit immer gleichen Gangbreiten auf die Rasenfläche zu übertragen. Mit viel Kopfarbeit, Skizzieren und Ausdiskutieren gelang es schließlich doch – und mit speziellem Spray wurde das Labyrinth auf dem Rasen „vorgezeichnet“. Mit dabei waren eine Handvoll fleißige Helfer, Erwachsene und auch fünf Kinder, die besonders eifrig bei der Sache waren und sichtlich Freude nicht nur am Umgraben und Pflanzen hatten, sondern auch am vorhergehenden Knobeln in Bezug auf die richtigen Winkel und Abstände.
Gepflanzt wurden Lavendelpflanzen, die ein Kreuz bilden, das den Eingang des Labyrinths mit der Mitte verbindet, sowie mehrere Exemplare von Ilux Crenata, ein dem Buchsbaum ähnlicher, immergrüner Strauch. Auf die Linien des Labyrinths werden im Lauf der nächsten Wochen bienen- und schmetterlingsfreundliche Samen ausgebracht, die im Lauf des Sommers hoffentlich eine Pracht für uns Menschen und eine Stärkung für Insekten sein werden.
Initiiert wurde das Projekt von einer kleinen Gruppe, die sich bereits im vergangenen Jahr bei einem „Schöpfungs-Think-Tank“ gefunden hatte: Das Ehepaar Wojtun, Brigitte Seitz und Pastoralreferentin Anke Jarzina. Damals hatten sich einige naturbegeisterte Menschen aus verschiedenen Kirchorten getroffen, um Ideen für eine klimagerecht und schöpfungsfreundliche Pfarrei zu sammeln. Eine davon war: Aus der Grünfläche bei Mariä Heimsuchung machen wir eine bunte, insektenfreundliche Blumenwiese! Beim Ortstermin kam dann die Idee auf, nicht nur einfach Blumen auszusäen, sondern es in Form eines Labyrinths zu tun, welches möglichst weitläufig begangen und für spirituelle und spielerische Impulse genutzt werden kann.
Das Labyrinth gehört zu den ältesten symbolischen Zeichen der Menschheit und wurde im Lauf seiner Geschichte auch immer wieder christlich gedeutet, zum Beispiel als Symbol für den Lebensweg. Im Labyrinth gibt es keine Irrwege, sondern nur einen Weg, der – manchmal über verwirrende Kehren und Kurven – immer in die Mitte führt. Das unterscheidet ein Labyrinth von einem Irrgarten.
„Wer ein Labyrinth begeht, weiß selten, wo sein Fuß grad steht.
Doch wie auch greifen aus die Schritte, stets kreisen sie um eine Mitte, wer dorthin kommt, der findet sich:
Der ist vereint mit Gott und sich.“ (Hubertus Halbfas)
Wir freuen uns auf die vielen Möglichkeiten, die das große Labyrinth in Mariä Heimsuchung bietet – und auf die vielen Insekten, die ebenfalls davon profitieren werden – also alles in allem auf das brummende Leben, das dort bald schon Einkehr halten wird …
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