Experiment geglückt: erstes ökumenisches Gemeindefest in Klarenthal
Der in absehbarer Zeit anstehende Verkauf des katholischen Gemeindezentrums und ein neues Veranstaltungsformat des Dachverbandes für das traditionelle Klarenthaler Sommerfest ermutigte die Verantwortlichen beider Gemeinden, dieses Experiment zu wagen.
Am Sonntag, den 23. Juni 2024 zeigte sich das Wetter nach der vorangegangenen Regenzeit von seiner besten Seite. Auf dem Podest im Eingangsbereich zum evangelischen Gemeindezentrum hatten die fleißigen Helfer einen Altar und zunächst 65 Stühle für den gemeinsamen Gottesdienst aufgebaut – denn ein Gemeindefest ohne vorangehenden Gottesdienst geht nicht. Und trotz lautstarker musikalischer Ankündigung durch den Posaunenchor waren um 10:40 Uhr gerade mal 5 Plätze besetzt. Sollte das Experiment scheitern? Tiefe Sorgenfalten bei Pfarrer Liermann und Gemeindeleiter Dr. Rollig. Doch dann strömten die Klarenthaler Christ*innen aus allen Richtungen und die 65 Stühle reichten bei weitem nicht aus – es wurde schnell „nachmöbliert“, so dass jede der über 100 Christ*innen einen Sitzplatz fand.
Den Gottesdienst gestalteten die Liturgieteams beider Gemeinden in ökumenischer Verbundenheit. Pfarrer Liermann griff in seinem Predigtteil zwei Gedanken aus dem Kirchenkabarett vom vorangegangenen Donnerstag auf: die Kritik, dass in der Kirche vieles „lahm“ sei, und die Frage des Ehrenamtes. Dr. Rollig schloss hier an und sprach über Talente, Fähigkeiten, die ein Jeder besitzt und die es in die Gemeinde einzubringen gilt.
Da nach dem Umzug von St. Klara das evangelische Gemeindezentrum zu einem ökumenischen Zentrum werden soll, animierte Dr. Rollig die Gottesdienstbesucher, auf gelb/roten Zetteln zu schreiben, was man persönlich positiv von der vertieften Ökumene erwarte, und auf blauen Zetteln, welche „Fettnäpfchen“ man tunlichst vermeiden solle. Eine Auswahl der Antworten lasen Pfarrer Liermann und Dr. Rollig dann vor, die Kärtchen wurden nach dem Gottesdienst auf einer Leine für Alle lesbar aufgereiht.
Auch wies Dr. Rollig auf die großen ausgehängten Transparente beider Konfessionen hin, die sich gegen „Rechts“ positionieren.
Die Kollekte war für die Wiesbadener Tafel bestimmt und die Klarenthaler*innen gaben reichlich. 420 Euro können der Tafel überwiesen werden.
Den Gottesdienst gestalteten musikalisch der Posaunenchor „Brass and More“ unter der Leitung von Frau Mohr und die Band „Spiders in the Window“.
Gegen Ende des Gottesdienstes wehte schon leckerer Bratenduft von der ökumenisch besetzten Grillstation herüber. Die 60 Portionen Gyros mit Tzatziki und Krautsalat waren im Nu ausgegeben, auch der gegrillte Käse und die Bratwürste und die verschiedenen Salate fanden schnell ihre Abnehmer. Als Nachtisch gab es Rote Grütze mit Vanillesauce und danach noch Kaffee und von Frauen aus beiden Gemeinden selbst gebackenen leckeren Kuchen.
Die Besucher waren rundum zufrieden und es entwickelten sich interessante Gespräche auch über die Gemeindegrenzen hinaus – man kennt sich ja von der guten Nachbarschaft in Klarenthal.
Für die Katholiken unter den Besuchern ergab sich durch das Fest die Möglichkeit, das künftig neue Domizil der Kirchortgemeinde näher kennen zu lernen. Und für die Helfer beider Gemeinden war es ein gelungener Probelauf für weitere gemeinsame Veranstaltungen.