LebensZeichen 33/2022

SpurZeichen

Eine Spur ist laut Wörterbuch eine

Reihe oder Aufeinanderfolge von Abdrücken oder Eindrücken, die jemand oder etwas bei der Fortbewegung im Boden hinterlassen hat.

Ich denke dabei zuerst an die Spuren, die Tiere im Wald hinterlassen. Jetzt im Herbst ist der Boden oft feucht und Spuren sind gut zu erkennen, vielleicht sogar zu bestmmen: War es ein Reh oder ein Wildschwein, das hier über den Weg gelaufen ist? Ist es dabei spaziert oder galoppiert? Hat es nach Futter gesucht oder ist es geflüchtet? Es gibt Menschen, die anhand der Tierspuren ganze Geschichten rekonstruieren können. Gestern Abend habe ich im Fernsehen einen Krimi gesehen, in dem es ganz ähnlich gelaufen ist. Statt einem Wildschwein hat hier allerdings ein Mensch bei der Ausübung eines Verbrechens verräterische Spuren hinterlassen. Die „Spusi“, die Spurensicherung, hat sie identifiziert und es dann den Ermittlern überlassen daraus Schlüsse auf das Geschehen zu ziehen. Spuren der DNA oder Fingerabdrücke wiesen eindeutig auf die Identität des Urhebers hin.

Solche Spuren hinterlassen wir alle unwillkürlich immer und überall, wo wir uns aufhalten. Allerdings nicht nur Fingerabdrücke, Hautschuppen oder Fußabdrücke. Wir geben ständig „Lebenszeichen“ von uns, die Spuren hinterlassen, manchmal auch ganz unbewusst. Zum Beispiel: Freundlichkeit, wenn wir lächeln. Oder miese Stmmung, wenn wir uns im Ton vergreifen. Wachstum, wenn wir Kinder oder Erwachsene dabei unterstützen ihre eigenen Fähigkeiten zu entdecken und auszuleben. Verbundenheit, wenn wir solche Worte wie „Entschuldige bitte“ oder „Danke dir“ aufrichtig aussprechen. Oder Distanz, wenn wir es nicht tun. Diese Spuren sind Ausdruck, spürbarer Abdruck, eine Spur unserer inneren Haltung.

Die Haltung, in der wir Menschen begegnen ist eine Spur, die wir selbst gestalten und der wir bewusst „unseren Stempel aufdrücken“ können. Das ist eine Chance sowohl für den, der die Spur hinterlässt, als auch für den, der ihr folgt. Denn wenn ich so eine klare, eindeutige Spur entdecke und wenn diese Zuversicht und Freude ausstrahlt, folge ich ihr gerne! Je gründlicher und tiefer die Spuren sind, desto müheloser kann ich ihr nachgehen. Wie gut, dass wir Christen in Jesus einen haben, der uns sehr eindrücklich und klar vorgelebt hat, wie Leben in all seinen Ambivalenzen und Zwiespälten gelingen kann! Seine Spuren finde und entdecke ich fast überall: In der Bibel, in Begegnungen, im Gebet, in „Zufällen“ und „Schicksalen“ – und nicht zuletzt in der Natur, der Schöpfung, den Früchten der Erde. Auch das bedeutet für mich „Erntedank“: Unser Schöpfer hinterlässt überall Spuren seiner Güte und Liebe. Ich kann sie sehen, ihnen nachgehen und ihm, dem Urheber, so immer mehr „auf die Spur kommen“. Darüber bin ich von Herzen froh und dankbar!

Anke Jarzina

ErnteZeichen

Erntedank: Ich danke für die Spuren der Liebe Gottes in dieser Welt. Wo kann ich sie entdecken, wie ihnen folgen?

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