LebensZeichen 41/2023
PlusZeichen
Die Ratgeberseiten der Zeitungen und Magazine sind dieser Tage wieder voll davon: Tipps gegen die Herbstdepression. Auch mir schlägt es bisweilen aufs Gemüt, wenn die Tage so schnell kürzer werden, die Nebel wallen, die Winde pfeifen und es allmählich kühler wird. In den letzten Tagen habe ich immer mehr das Gefühl, dass auch in unserer Kirche eine gewisse Herbstdepression eingesetzt hat. Reformhungrige Gläubige verlieren die Hoffnung auf baldige Veränderungen, die Kirche nicht nur in Deutschland, ringt um den Weg in die Zukunft, um Tradition, Fortschritt und Zeitgeist. Im letzten Jahr gab es mit 522.000 so viele Kirchenaustritte wie noch nie und einst sehr engagierte Gläubige ziehen sich zurück. Bei der Bischofssynode in Rom, die am 4. Oktober begann, hat der Papst gleich zu Beginn in der Eröffnungsmesse unterstrichen, dass es nicht um „polarisierende, politische Debatten" gehe und damit allen Reformhoffnungen von vornherein einen Riegel vorgescho- ben. Wie gehen wir aber damit um?
Stefan Herok, in Wiesbaden gut bekannter Pastoralreferent (mittlerweile in Rente) und Kirchenkabarettist hat gerade unter dem Titel „NervenSegen" ein Buch zu dieser Frage veröffentlicht (PatmosVerlag ISBN 978-3-8436-1479-5).
In diesem legt er ein Bekenntnis ab, warum er trotz aller Skandale, enttäuschter Hoffnungen und auch Wunden in dieser Kirche bleibt:
Weil man Kirche nur von innen verändern kann!
Seine Medizin ähnelt den Ratschlägen in den Magazinen gegen die Herbstdepression: Humor, in Bewegung bleiben, Tageslicht (positive, helle Ereignisse) suchen, Musik machen und Lieder singen und vor allem, unter den Herbstblättern, die abfallen, schon die neuen Knospen zu sehen.
Mit seiner freundlichen Genehmigung darf ich hier einen Text aus dem brandneuen Büchlein verwenden:
Ihr Freunde Gottes– Nervensegen (Melodie GL 542)
Ihr Freunde Gottes allesamt,
im Ehren- und im Priesteramt,
ihr Engagierten ohne Zahl,
in Caritas und synodal:
Helft uns, dass Kirche weiterlebt,
weil ihr ein starkes Beispiel gebt
für Geist, der nicht am Gestern klebt!Ihr Widerständler voller Mut,
Veränderer mit frommer Wut,
ihr Kritischen mit offenem Wort,
ihr, die — trotz allem — lauft nicht fort:
Helft uns, dass Kirche sich bewegt,
weil ihr Finger auf Wunden legt,
beharrlich an den Nerven sägt!
Stefan Herok
HerbstZeichen
Kennen Sie Frederick? 1967 erschien das herrliche Kinderbuch des Grafikers und Schriftstellers Leo Lionni von der Feldmaus Frederick, die anders als die anderen Mäuse keine Naturalien für den Winter sammelt, sondern Sonnenstrahlen, Farben und Wörter für die langen, dunklen Wintertage. Als die Vorräte zu Ende gehen, erinnern sich die anderen Feldmäuse, dass Frederick ja auch Vorräte gesammelt hat. Frederick nährt nun die Mäuse und lässt sie in der Phantasie Sonnenstrahlen, Farben, Wörter und Geschichten spüren und hören, die die ganze Mäuseschar schließlich über den harten Winter bringen.
Das kann für uns auch eine Möglichkeit sein, wie wir dem Herbstblues begegnen können:
- Gehen Sie in die Natur, spüren Sie letzten warmen Strahlen auf der Haut und sammeln Sie Sonnenstrahlen
- Nehmen Sie die intensiven Farben des Herbstes in sich auf: rotbraun glänzende Kastanien, die bunten Blätter, die Farben der Früchte
- Genießen Sie das schmackhafte und gesunde Obst und Gemüse aus der Ernte des Jahres
- Lassen Sie sich von den Worten schöner Herbstgedichte verzaubern, die Gottes wunderbare Schöpfung beschreiben
- Hören Sie schwungvolle Musik, z. B. Das musikalische Tanzen der Blätter des Herbstes in Vivaldis Violinkonzerten zu den Vier Jahreszeiten, op. 8
- Bleiben Sie in Bewegung
- Sehen Sie den Herbst als Neuanfang und starten Sie schon jetzt mit neuen Ideen und Projekten
M. Brantzen
HerbstZeichen II
Oktoberlied
Der Nebel steigt, es fällt das Laub;
Schenk ein den Wein, den holden!
Wir wollen uns den grauen Tag
Vergolden, ja vergolden!Und geht es draussen noch so toll,
Unchristlich oder christlich,
Ist doch die Welt, die schöne Welt,
So gänzlich unverwüstlich!Und wimmert auch einmal das Herz -
Stoss an und lass es klingen!
Wir wissen's doch, ein rechtes Herz
Ist gar nicht umzubringen.Der Nebel steigt, es fällt das Laub;
Schenk ein den Wein, den holden!
Wir wollen uns den grauen Tag
Vergolden, ja vergolden!Wohl ist es Herbst; doch warte nur,
Doch warte nur ein Weilchen!
Der Frühling kommt, der Himmel lacht,
Es steht die Welt in Veilchen.Die blauen Tage brechen an,
Und ehe sie verfliessen,
Wir wollen sie, mein wackrer Freund,
Geniessen, ja geniessen!
Theodor Storm, 1817-1888, deutscher Schriftsteller
ErinnerungsZeichen
LiturgieZeichen
29. Sonntag im Jahreskreis
Vorabendmessen am Samstag, 21. Oktober 2023
18:00 Uhr St. Josef (Kaplan Millich), St. Georg und Katharina (P. Joy) St. Klara (Kaplan Kubiak), St. Kilian (Pfr. Schmitt)
Sonntagsmessen am Sonntag, 22. Oktober 2023
09:30 Uhr St. Peter und Paul Hochamt (P. Joy) Herz Jesu Hochamt (Pfr. Schmitt)
10:00 Uhr St. Georg und Katharina Kinderwortgottesdienst
11:00 Uhr St. Hedwig Hochamt (P. Scheloske), Mariä Heimsuchung Hochamt (P. Joy), St. Marien Hochamt mit Choralschola (Pfr. Ginter)
12:00 Uhr St. Kilian (kroatische Gemeinde)