„Oh happy day“
„Gospelmusik gehört nicht zur alltäglichen musikalischen Gestaltung katholischer Gottesdienste. Das letzte Mal hat hier in St. Klara vor über 20 Jahren unser Chor einige Gospels gesungen“. Mit dieser Feststellung startete der Gemeindeleiter Dr. Rollig seine Ansprache in diesem besonderen Gottesdienst.
Die Kirchortgemeinde St. Klara hatte den Gospelchor „Blue Lights“ aus Erzhausen bei Darmstadt eingeladen, an diesem ersten Oktobersonntag eine Messfeier mit ihrem Gesang musikalisch zu gestalten. Mit sechs Gospelsongs, darunter das bekannte „Oh happy day“, der zum Abschluss gesungen wurde und der die Gottesdienstbesucher begeistert mitklatschen und mitswingen ließ, gestalteten die 18 Sängerinnen und Sänger die Eucharistiefeier musikalisch. Die Gottesdienstbesucher bedankten sich beim Chor und der Solistin Tatjana Watzinger mit langanhaltendem Beifall (und einem Blumenstrauß).
„Wissen Sie, was Gospel bedeutet?“ fragte Dr. Rollig in seiner Ansprache die Gottesdienstbesucher: Gospel ist die englische Übersetzung von „Evangelium“ (dem Neues Testament). Der Begriff setzt sich aus zwei Teilen zusammen: „good“ und „spell“, was wörtlich übersetzt „gute Nachricht“ oder in katholischem Wortgebrauch „frohe Botschaft“ bedeutet.
Nach einem Abriss der Entstehungsgeschichte der heutigen Gospel-Songs als ursprüngliche Musik der afro-amerikanischen Sklaven in der „Neuen Welt“ und deren mannigfache Beeinflussung durch die weiße Kultur, durch die klassische Musik und vor allem durch den Jazz kam Dr. Rollig auf den Kernpunkt seiner Ansprache: Nach Abschaffung und Ächtung der „klassischen Sklaverei“ im 20. Jahrhundert haben sich neue, „moderne“ Formen der Sklaverei herausgebildet wie Kinderarbeit, Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung, Zwangsverheiratung, Kindersoldaten. Darauf wolle er das Augenmerk der Gläubigen richten. Dagegen können wir als einzelne Christen zwar nicht viel ausrichten, aber gemeinsam schon. Er nannte dazu einige Beispiele.
In den Fürbitten wurde diese Thematik noch einmal aufgegriffen und für die betroffenen Menschen, aber auch für die Umkehr der modernen Sklavenhalter gebetet.
Es war ein harmonischer und gelungener Gottesdienst, zu dem die doppelte Anzahl Besucher gekommen war als sonst sonntags üblich. Sie alle haben einen guten Eindruck und Anregungen mit nach Hause genommen: von der Musik des gekonnt auftretenden Chores, aber auch von der angesprochenen ernsten Thematik.
Der Gottesdienst wurde finanziell durch das Sponsoring des Vereins zur Förderung der Kirchenmusik in Wiesbaden-Klarenthal e.V. ermöglicht. Herzlichen Dank dafür.