LebensZeichen 52/2025

Die Zeit „Zwischen den Jahren“ ist immer wieder besonders – sie ist wie eine Brücke – etwas Altes verbindet sich mit etwas Neuem. So schreibt es das Leben: Keine Vergangenheit ohne Zukunft, kein Niemand ohne Jemand, kein Licht ohne Dunkelheit, kein Gestern ohne das Morgen. Kein Willkommen ohne Abschied, keine Wehmut ohne Sehnsucht. Wie zwei Enden eines Fadens, die miteinander verbunden werden. Ich stöbere gerne in Antiquitätenläden, kleinen unbekannten Kunstgalerien oder Ateliers in den Hinterhöfen dieser Welt. Und ich erinnere mich in einem solchen wunderbaren Laden der Anderswelt einem Bild begegnet zu sein, das mich sofort angesprochen hat.

Stellen Sie sich eine Tänzerin vor, vielleicht auf dem Seil – eine Ballerina. Sie tanzt, anmutig. Sie hält in den Händen ein Tuch oder Band , es flattert, bewegt sich mit, es tanzt mit. Als ich das Päckchen zu Hause vorsichtig auspackte, schaute ich mir das Bild noch einmal genauer an. Und dann ist er einfach da, der Gedanke – etwas wird miteinander verbunden. Und ist das nicht genau das, was zum Jahreswechsel geschieht? Die Tänzerin, in der einen Hand das alte Jahr mit allen herausfordernden Bewegungen, dem alltäglichen Chaos, den schönen, glücklichen, aber auch traurigen Begebenheiten, den Neuanfängen und Abschieden und damit verbundenen Enttäuschungen. In der anderen Hand hält sie das neue Band, von dem wir noch nicht wissen, wie und wohin es weht und doch all unsere Hoffnung setzen. In Gedanken verbinde ich beide Tücher zu einem. Denn sie gehören zusammen. Das Bild, das ich Ihnen beschreibe ist nicht jenes, das hier abgebildet ist, aber es lässt sich ganz ähnlich betrachten. Die Tänzerin lässt das Alte los , lässt es hinter sich, wagt den Sprung in das Neuland. Das Neue bedarf des vertrauten Alten und lässt sie untrennbar miteinander verbunden sein. Es ist Motor, den neuen Schritt zu wagen, schöpft Bewegung - getragen von den Flügeln der Zuversicht und Hoffnung. Ungute, einschneidende, das Leben verändernde Erfahrungen des Jahres 2025 - Ja, sie sind da! Sie haben auch mein Leben bewegt mit Tränen, Angst, Trauer und dennoch darf ich auch Dankeschön sagen für die vielen Momente, die mir, die uns etwas Gutes gebracht haben: alte und neue Freundschaften, die Familie, Trost, Zuversicht, Hoffnung, Verbundenheit. Jeder für sich hat die eigenen Lebensmomente vor Augen, so unterschiedlich sie auch sein mögen. Und ich möchte ganz laut Ja rufen zu diesen schönen Augenblicken eines novemberblauen Himmels, des Hoffnungslächelns und des lieben Wortes einer unverhofften Begegnung, meiner Amaryllis, die mitten im Sommer blühte, der Rückkehr der Kraniche im Frühjahr, deren Ruf immer mein Herz höher schlagen lässt oder die Erinnerung an jenen glitzernden Regentropfens in der letzten Blüte meiner kleinen Rose, Abschied von meinem Jazz und der kleinen Treppe im Garten, die Vorfreude auf Neubeginn, das Aufsteigen des mystischen Nebels in der Einsamkeit des Morgens und so viel mehr. Das sind Auferstehungsmomente oder anders gesagt: Das ist Weihnachtsfreude, mein Stück Himmel in mir, das gleichzeitig die Erde berührt. Und heute? Heute darf ich diese Erfahrungen wieder mit meiner Erwartung verknüpfen. Erwartung, worauf? Auf die heilende Hoffnung, die uns nicht nur an Weihnachten sondern jeden Tag geschenkt wird. Dazu möchte ich mit Freude heute Ja sagen. Und wissen Sie was? Ich werde tanzen. Zwischen den Jahren. Niemals wie eine Ballerina, aber tanzen werde ich!!

Denn Du Herr „stellst meine Füße auf weiten Raum" (Psalm 31,9).

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein frohes JA zu 2026 !!!! Und ein frohes Jahr. Seien Sie behütet in allem was ist.

Ihre und Eure Ute Trimpert, Gemeindereferentin
Für das Pastoral-und Seelsorgeteam der Pfarrei St. Peter und Paul, Wiesbaden